03.11.2022

Indien: Deutsche christliche Reisegruppe ausgewiesen

Regionalbischof Klahr: „Solche Repressalien gegen Christen sind zu verurteilen“

Emden (IDEA) – Scharfe Kritik an der Ausweisung von Christen aus Indien hat der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Detlef Klahr (Emden), geübt. Zur siebenköpfigen Delegation gehörten Christen aus dem evangelischen Kirchenkreis Emden-Leer und der in Berlin ansässigen Gossner Mission. Klahr schrieb in einer Mitteilung: „Ich bin tief erschrocken über die Behandlung unserer kirchlichen Delegation in Assam. Durch bewaffnete Polizeikräfte ist sie des Landes verwiesen worden. Solche Repressalien gegen Christen sind zu verurteilen.“ Die Behandlung der siebenköpfigen Reisegruppe, die stundenlangen Verhöre, das Abnehmen der Reisepässe und Reiseunterlagen und die grobe Ausweisung seien „völlig inakzeptabel“. Klahr begrüßte vier Teilnehmer nach ihrer Rückkehr am 31. Oktober im Reformationsgottesdienst in Emden.

„Visa-Vergehen“: An missionarischen Veranstaltungen teilgenommen

Offiziell war die Gruppe wegen „Visa-Vergehen“ am 29. Oktober aus dem indischen Bundesstaat Assam ausgewiesen worden. Ferner war ihr vorgeworfen worden, sie habe an missionarischen Veranstaltungen teilgenommen, teilten Kirchenkreis und Missionswerk in einer gemeinsamen Erklärung mit. Nach den Worten von Klahr ging es bei der Reise darum, die jahrzehntelangen Kontakte in eine Kirchenpartnerschaft einmünden zu lassen. Unter Leitung von Superintendentin Christa Olearius (Leer) war die Delegation am 21. Oktober eingereist. Mit dabei waren auch der Gossner-Direktor Christian Reiser und zwei indische Mitarbeiter des Werks. Den Angaben zufolge hatte die Gruppe Kirchengemeinden besucht und mit ihnen Gottesdienste gefeiert. Sie sei dann unter Polizeiaufsicht und unter vorgehaltenen Waffen zum Flughafen Guwahati eskortiert worden, um von dort nach Delhi und anschließend nach Deutschland weiterzufliegen. Zudem habe jeder Deutsche rund 500 Euro bezahlen müssen. Klahr zeigte sich entsetzt, dass Besuche von Christen „nun mit polizeilicher Gewalt verhindert werden“. Er befürchtet, „dass die „künftige Zusammenarbeit mit den Brüdern und Schwestern in Indien schwieriger wird“. Superintendentin Olearius kritisierte: „Ganz normale kirchliche Kontakte, die jahrzehntelang möglich waren, scheinen plötzlich illegal zu sein.“ Nach Angaben der Gossner Mission befinden sich die beiden indischen Mitarbeiter weiter in Haft.

Keine Hilfe durch Botschaft und Konsulat

Kontakte zur Deutschen Botschaft und zum Konsulat sowie zu staatlichen und kirchlichen Behörden in Deutschland hatten keine Veränderung der Situation gebracht. Die Gossner Mission unterhält eine Partnerschaft zur indischen Evangelisch-lutherischen Gossner Kirche in Chotanagpur und Assam. Außer in Indien ist sie auch in Nepal, Sambia und Uganda tätig und betreut insgesamt 20 Projekte. 72,5 Prozent der 1,38 Milliarden Einwohner Indiens sind Hindus, 14,5 Prozent Muslime, 4,9 Prozent Christen und 1,8 Prozent Sikhs.