02.09.2022

Weltweit: Schirrmacher: Allianz und Weltkirchenrat rücken enger zusammen

Der Generalsekretär der Allianz äußerte sich bei der ÖRK-Vollversammlung


Karlsruhe (IDEA) – Innerhalb des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) wächst das Gewicht der Kirchen des globalen Südens. Das stärkt die Bedeutung theologisch konservativ oder evangelikal geprägter Christen. Diese Einschätzung äußerte der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), im Gespräch mit der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Anlass ist die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe. WEA und Weltkirchenrat hätten sich in den vergangenen Jahren angenähert, und viele Mitgliedskirchen des ÖRK stünden auch der Allianz nahe, so Schirrmacher. Es gebe darüber hinaus auch viele personelle Überschneidungen auf den höchsten Ebenen. In manchen Staaten bildeten die sich als evangelikal verstehenden Kirchen sogar einen Großteil der Mitglieder im ÖRK. Dabei gebe es auch viele Kirchen, die sich zwar selbst nicht als evangelikal bezeichnen würden, aber mit der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz grundsätzlich konform gingen. Insbesondere die Wertschätzung der Evangelikalen für Bibel und Gebet werde von vielen Christen geteilt, die nicht zur Allianz gehören. Das zeige sich schon daran, dass die meisten Teilnehmer der Vollversammlung mehr Interesse an Bibelarbeiten und Gebetstreffen als an politischen Kundgebungen zeigten. Das gelte auch für die orthodoxen Kirchen. Evangelikale und Orthodoxe seien sich außerdem in ethischen Fragen einig. Differenzen gebe es dagegen, wenn es „um die Religionsfreiheit evangelischer Kirchen in einigen Ländern mit orthodoxen Mehrheiten geht“.

BDS-Bewegung als antisemitisch einstufen

Im Rahmen eines Treffens von Repräsentanten evangelikaler Kirchen am 1. September auf der Vollversammlung drückte Schirrmacher außerdem sein Missfallen über die Haltung des ÖRK mit Blick auf die BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestition, Sanktionen) aus. Diese fordert einen Boykott des Staates Israel. Während die Evangelische Allianz sie eindeutig als antisemitisch bezeichne, sei der ÖRK in dieser Hinsicht leider zurückhaltender. Ohnehin versuche dessen Leitung zunehmend, umstrittene Themen möglichst aus öffentlichen Debatten herauszuhalten, um Spaltungen zu vermeiden. Die Vollversammlung mit mehr als 4.000 Teilnehmern aus rund 120 Ländern dauert noch bis zum 8. September. Im Weltkirchenrat sind 352 anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen mit über 580 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen.