20.03.2023

Iran: Nadarkhani drohen Peitschenhiebe und Verbannung

Er war im Februar überraschend begnadigt worden

Teheran (IDEA) – Dem kürzlich freigelassenen iranischen Pastor Youcef Nadarkhani drohen trotz Begnadigung Peitschenhiebe und Verbannung. Das berichtet das Hilfswerk „Artikel 18“. Seine Freilassung aus dem Evin-Gefängnis in Teheran am 26. Februar erfolgte im Zuge eines nationalen Straferlasses. Anlass war der Jahrestag der Islamischen Revolution von 1979. Nadarkhani, der einer Freikirche in Rascht am Kaspischen Meer vorsteht, war im Juni 2017 offiziell wegen „Handlungen gegen die nationale Sicherheit“ zu zehn Jahren Gefängnis und anschließend zwei Jahren Verbannung verurteilt worden. 2020 wurde die Strafe auf sechs Jahre herabgesetzt. Hintergrund der Verurteilung war aber laut nichtöffentlichen Aussagen des Islamischen Revolutionsgerichts, dass Nadarkhani das Christentum verbreitet habe. Laut „Artikel 18“ hat man Nadarkhani bei der Entlassung mitgeteilt, dass er zwar begnadigt worden sei, dass er aber bald zu 30 Peitschenhieben vorgeladen werde und seine zwei Jahre im Exil im 2.000 Kilometer von seiner Heimatstadt Rascht entfernten Nikschahr absitzen müsse. Die Peitschenhiebe seien darauf zurückzuführen, dass er nach seinem letzten von zwei Hafturlauben im Jahr 2022 nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt sei. Ursprünglich habe man ihn dafür zu 40 Peitschenhieben verurteilt, ihm aber ein Viertel davon „erlassen“.

Dank für Gebete

Dennoch äußerte sich Nadarkhani gegenüber „Artikel 18“ „glücklich, nach fast fünf Jahren im Gefängnis entlassen und zu Hause zu sein“. Er sei „sehr dankbar für alle, die für mich gebetet und an mich gedacht haben, während ich im Gefängnis war“. Nadarkhani fügte hinzu: „Alles, was ich ertragen musste, war klein im Vergleich zu dem, was Christus für uns getan hat.“ Nadarkhani, der als 19-Jähriger zum Christentum konvertierte, wurde international bekannt, als er 2010 wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tode verurteilt wurde. Zahlreiche Politiker und Menschenrechtsorganisationen forderten, das Urteil aufzuheben. Damals leitete der heute 44-Jährige eine 400 Mitglieder große Gemeinde der „Church of Iran“, eine der größten Hauskirchen in dem islamischen Land. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA benannten Nadarkhani im Dezember 2010 als „Gefangenen des Monats“ und riefen dazu auf, sich für ihn einzusetzen. 2012 kam der Pastor frei, bevor er 2016 erneut inhaftiert wurde. Fast 99 Prozent der rund 84 Millionen Einwohner des Irans sind Muslime. Nach Angaben von christlichen Hilfswerken liegt der Anteil der Christen bei 0,7 bis 0,9 Prozent.