20.03.2023
Russland: Pastor Moskvitin wegen "Gehirnwäsche" zu 1,5 Jahren Strafkolonie verurteilt
Dem Anführer der Neuen Schöpfung in Omsk wurde gesagt, dass Artikel 239.1 des russischen Strafgesetzbuches "psychischen Missbrauch" zu einem Verbrechen macht
von Massimo Introvigne
IIRF-D/BW/Tübingen/20.03.23 - Am 12. März 2023 verurteilte das Bezirksgericht Kirovsky in Omsk, Russland, Pastor Stanislav Moskvitin zu eineinhalb Jahren Haft in einer Strafkolonie. Moskwitin war am 18. Juli 2021 festgenommen worden. Er ist Pastor der Apostolischen Zentrumskirche "Neue Schöpfung", die Teil des Russischen Rates Christlich-Evangelischer Kirchen ist.
New Creation wurde 2014 gegründet und 2016 registriert. Sie ist Teil eines Netzwerks russischsprachiger konservativer evangelikaler Kirchen, die in Russland, den baltischen Staaten und den Vereinigten Staaten gegründet wurden. Sie unterstützten in der Vergangenheit Putins und Patriarch Kyrills Kritik am westlichen LGBT-Aktivismus. Sie wurden jedoch von der russisch-orthodoxen Kirche als "Sekte" denunziert, weil sie orthodoxe Gläubige evangelisieren und zu ihrem protestantischen Glauben einladen.
Das Urteil ist interessant, weil es auf Artikel 239 Nr. 1 des russischen Strafgesetzbuches basiert, der die "Gründung einer religiösen oder öffentlichen Vereinigung, deren Aktivitäten mit Gewalt gegen Bürger oder anderen Gesundheitsschäden verbunden sind, sowie die Führung einer solchen Vereinigung bestraft".
Die Richter in Omsk interpretierten Artikel 239.1 dahingehend, dass "andere Gesundheitsschäden" "Gehirnwäsche" einschließen. Sie stützten sich auf Berichte von FSB-Agenten, die inkognito Moskvitins Sonntagsgottesdienste besuchten, und kamen zu dem Schluss, dass "Moskvitin während der Gottesdienste Techniken zur Gedankenkontrolle einsetzte, einschließlich Hypnose, die die Psyche der Anhänger, darunter Kinder, beeinflussten und die Gemeindemitglieder 'zombifizierten'".
Moskwitin wurde auch beschuldigt, illegal Spenden erhalten zu haben, aber der Prozess bestätigte, dass sein Lebensstil bescheiden war. Geschenke wurden jedoch als weiterer Beweis dafür angesehen, dass Kirchenmitglieder einer Gehirnwäsche unterzogen und "zombifiziert" worden waren.
Es gibt also eine klare Aussage eines russischen Gerichts, dass "Gehirnwäsche" von religiösen Minderheiten, einschließlich evangelikaler Kirchen, angewendet wird und in Russland ein Verbrechen darstellt.
Moskwitin hat Berufung eingelegt, aber das aktuelle politische Klima begünstigt religiöse Minderheiten in Russland eindeutig nicht.