27.05.2023

Deutschland: Der Antisemitismus ist breiter geworden

Salomon Korn: Frankfurt am Main ist die „beste Stadt für Juden“

Frankfurt am Main (IDEA) – Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, Salomon Korn, hat vor einem veränderten, breiteren Antisemitismus gewarnt. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sagte Korn, Deutschland erlebe Antisemitismus von Rechts- und Linksextremen und sogar in der Mitte der Gesellschaft, aber leider auch von zugewanderten Muslimen: „Das äußert sich zum Beispiel auch in Israelfeindlichkeit – wobei das meist ein Umwegantisemitismus ist.“ Dieser sei nicht ganz leicht zu erkennen. Aber Juden, die sensibilisiert dafür seien, spürten schon, dass manchmal Israel gesagt werde, aber Juden gemeint seien, erklärte er. Viele dieser Muslime seien in ihren Herkunftsländern Propaganda ausgesetzt gewesen, die mehr als antisemitisch sei: „In den aktuellen Lehrbüchern beispielsweise stehen Sachen, die sie in der Nazizeit hätten lesen können“, so Korn. Gleichzeitig betonte der studierte Architekt, man habe ansonsten gute Beziehungen mit der muslimischen Gemeinschaft. Dennoch gelte es, den Missständen gemeinsam entgegenzutreten. Korn kam als Sohn polnischer Juden nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Vertriebenenlager nach Frankfurt. Nach seinen Worten hat er im Laufe seines Lebens gelernt, dass man an Widerständen wächst. Er lebe sehr gerne in Frankfurt, denn „diese Stadt kennzeichnet eine Internationalität, die auch dazu geführt hat, dass hier mehr Toleranz herrscht als in anderen Städten Deutschlands“. Der 79-Jährige lobte die Mainmetropole als die „beste Stadt für Juden“. Korn steht seit 1999 der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt vor. Von 2003 bis 2014 war er außerdem Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.