09.10.2023

Israel: Was das wahre Ziel der Hamas ist

Zu dem Angriff der Hamas auf Israel ein Kommentar auf IDEA von Pfarrer Steffen Reiche

(IDEA) Autokraten und Diktatoren haben Krieg immer als ein ihnen zustehendes Recht verstanden. Die Demokratie und der Rechtsstaat hingegen sind aus dem Quellcode des einfachen Dreifachgebots der Liebe entstanden. Denn nur dort, wo alle sich lieben sollen, weil sie alle von demselben Gott geschaffen und gewollt sind, sind Menschenrechte denkbar und Demokratie eine legitime Form der Herrschaft. Sie sind in Gefahr wie nie zuvor. Und wenn Russland in dieser Woche wieder in den UNO-Menschenrechtsrat gewählt werden sollte – was bei so vielen Autokratien nicht ausgeschlossen ist –, ist die Bedrohung noch viel deutlicher. Denn Präsident Wladimir Putin walzt alles platt. Die Stärke des Rechts ist zwar größer als das Recht des Stärkeren, aber bei National-Sozialisten wie Hitler oder Putin oft zu spät.

Die Hamas will die Friedensverträge Israels mit den Nachbarländern zerstören

Nun also wird nach der Ukraine und nach dem Eintagskrieg Aserbaidschans gegen Armenien auch der Augapfel Gottes – Israel, das Land der Juden – angegriffen. Es wird sich mit Erfolg verteidigen. Das wissen auch die Menschenschlächter von Hamas und Hisbollah und die Mullahs in Teheran. Es ist deshalb auch gar nicht ihr Ziel. Das Ziel sind die Friedensverträge Israels mit den benachbarten arabischen Staaten. Die gehen gerade den Jordan hinunter. Die Demokratie und die Menschenrechte als Menschheitsgut sind in Gefahr. Es gibt eine Mehrheit auf der Erde, die sie schleifen wollen. Die sie zu einem Ausrutscher der Vergangenheit erklären wollen und nicht dulden, dass sie die Zukunft bestimmen sollen. „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Hat die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973) erkannt. Und der Philosoph Thomas Hobbes (1588–1679) warnt uns, dass die Hölle die zu spät erkannte Wahrheit sei. Wenn wir jetzt nicht erkennen, dass unsere Demokratie lebensbedrohlich bedroht ist, geht sie die Wupper runter.

 

Für Demokratie und Menschenrechte einsetzen

Christen aller Konfessionen und Regionen müssen nun aufstehen und erkennen, dass wir die Demokratie und die Menschenrechte verteidigen müssen, wenn wir sie als Grundlage unseres Lebens morgen noch haben wollen. Diese Werte sind im Westen entstanden – so wie auch die Nutzung der Elektrizität, das Verbrenner-Auto, der Computer, das Fernsehen und das Handy. Weil Menschen hier die Freiheit hatten, zu denken, zu forschen und zu leben. Sowohl die geistigen als auch die materiellen Werte sind universal geworden. Und sie hängen aneinander und sind gemeinsam zu verteidigen. Es ist noch 5 vor 12. Aber wir müssen kämpfen. Um Christi willen. Er will es. Denn er hat der Menschheit diese Grundlagen zu denken, zu glauben und zu leben offenbar gemacht und geschenkt.

(Der Autor, Steffen Reiche (SPD), war seit 2012 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee in Berlin und übernimmt nun auf Bitten des EKD-Auslandsreferats das Auslandspfarramt in Teneriffa-Süd. Er gehörte zu den Mitbegründern der Sozialdemokratischen Partei der DDR. Von 1994 bis 2004 war er Minister im Bundesland Brandenburg.)