14.09.2023

Kambodscha: Bibeln für Kambodscha

In Kambodscha bilden Christen eine kleine Minderheit. Doch die Gemeinden wachsen und freuen sich sehr über Bibeln. Ein Beitrag von Silke Gabrisch für IDEA

(IDEA) Jeder Mensch in Kambodscha soll einen Zugang zur Bibel haben und sich mit ihr auseinandersetzen können – das ist die Vision der Bibelgesellschaft in Kambodscha. Deshalb stellt sie die Bibel auf Khmer, was von über 95 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird, und in den Sprachen indigener Minderheiten zur Verfügung. Ferner bietet sie Programme und Materialien an, durch die Menschen in Berührung mit dem Wort Gottes kommen. Sie ist in den Sozialen Medien aktiv; ihre Bibel-App hat über 200.000 Nutzer – eine beachtliche Zahl für das Land mit 16,9 Mio. Einwohnern und offiziell nur 0,3 Prozent Christen. Doch viele Menschen interessieren sich in dem buddhistisch geprägten Land für den christlichen Glauben, und nach Einschätzung von Kirchenleitern könnte der Prozentsatz mittlerweile deutlich höher liegen – bei bis zu fünf Prozent. Heute können sie ihren Glauben ungehindert ausüben; während der Schreckensherrschaft der „Roten Khmer“ (1975–1979) war das undenkbar. Anfang 2023 wurden „100 Jahre Evangelium“ groß gefeiert, denn 1923 kamen erstmals zwei US-Missionare nach Kambodscha. Sogar der Premierminister kam zu der Feier mit 20.000 Teilnehmern. Die Kirchen wachsen, und es gibt viele Gemeindegründungen.

Kein Geld für die Heilige Schrift

Da vor allem auf dem Land große Armut herrscht, können sich viele keine eigene Bibel leisten. Deshalb gibt die Bibelgesellschaft drei Viertel aller Ausgaben zu nicht kostendeckenden Preisen oder sogar kostenlos ab. Für viele Pastoren ist es eine große Gebetserhörung, wenn der Jeep der Bibelgesellschaft bei ihnen vorfährt, die ersehnten Bibeln im Kofferraum. Kang Seiha, der in einem kleinen Dorf im Osten Kambodschas eine Gemeinde leitet, hat in diesem Jahr mehrere Stapel verschiedener Bibelausgaben erhalten. Er erzählt: „Ich habe kürzlich drei neue Hauskreise gegründet und bete seither um Bibeln. Für mich ist das heute wie ein Wunder.“

Viele sind Analphabeten

Auch Ban Chan freut sich über die Bibeln. Die 35-Jährige fand mit 20 Jahren zum Glauben, nachdem sie durch ein Gebet von chronischen Kopfschmerzen geheilt worden war. Sie lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter in einem Dorf, wo sie einen Laden betreiben. Hier gründeten sie 2019 eine Gemeinde. „Es ist nicht immer einfach. Manche Leute hier lehnen uns ab. Aber wir stehen fest im Glauben.“ Deshalb setzt sie sich für die Menschen im Dorf ein. Zwar gibt es eine kleine Schule, doch die Klassen sind überfüllt und die Kinder lernen dort kaum etwas. Manchmal erscheinen die Lehrer nicht zum Unterricht, weil sie ihre Felder bestellen müssen. Und die Eltern können nicht helfen, weil sie selbst nicht lesen können. In vielen Schulen Kambodschas ist die Situation ähnlich. Deshalb schult die Bibelgesellschaft Kursleiter für Alphabetisierungskurse und stellt Lehrbücher kostenlos zur Verfügung. Auch im Dorf von Ban Chan leben viele Analphabeten. Deswegen unterrichtet sie nun eine Kindergruppe: „Die Eltern hören sehr gerne zu, trauen sich aber noch nicht, selbst teilzunehmen.“ Sie ist sich sicher, dass bald auch eine Gruppe für Erwachsene entsteht. „Das Schönste ist: Durch die Kurse beginnen viele Familien, sich auch für die Gottesdienste zu interessieren, die wir feiern.“

Die Autorin, Silke Gabrisch, ist Referentin für internationale Arbeit bei der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft, die die Arbeit in Kambodscha unterstützt. Sie hat sich die Arbeit in dem südostasiatischen Land vor Ort angeschaut. die-bibel.de/kambodscha