15.09.2023

Nicaragua: Menschenrechtskommission verhandelt über inhaftierten Bischof

Er war in Nicaragua zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden

Der katholische Bischof Rolando José Álvarez Lagos von Matagalpa sitzt seit dem 19. August 2022 in Haft. Foto: Privat

Managua/Washington D.C. (IDEA) – Die christliche Menschenrechtsorganisation ADF International hat den Fall des nicaraguanischen Bischofs Rolando Álvarez bei der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IAKMR) eingereicht. Das geht aus einer Pressemitteilung der Organisation hervor. Die IAKMR ist ein autonomes Organ der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mit Sitz in der US-Hauptstadt Washington. Der katholische Bischof und Regierungskritiker war in Nicaragua am 10. Februar in einem Schnellverfahren zu 26 Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Begründung: „Ungehorsam und Untergrabung der nationalen Integrität“. Er hatte in Predigten wiederholt Menschenrechtsverletzungen des sozialistischen Regimes angeprangert. Im März wurde er von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der Evangelische Nachrichtenagentur IDEA zum „Gefangenen des Monats“ benannt. Álvarez habe keinen Kontakt zu seiner Familie oder zu Anwälten, erklärte ADF International. Der Prozess gegen ihn habe ohne sein Wissen stattgefunden. Er habe sich weder verteidigen noch vor Gericht aussagen können. Seine Berufung sei mit einer formalen Begründung abgelehnt worden. Seine Inhaftierung sei eine klare Verletzung der Menschenrechte auf freie Meinungsäußerung und Religionsausübung. In Nicaragua geht die sozialistische Regierung von Präsident Daniel Ortega massiv gegen die katholische Kirche vor. Der Grund ist deren Kritik an der Unterdrückung der seit 2018 stattfindenden Proteste gegen das Regime. Die christliche Menschenrechtsorganisation Alliance Defending Freedom (ADF/Allianz zur Verteidigung der Freiheit) wurde 1994 von Christen unterschiedlicher Konfession in den USA gegründet. Nach eigenen Angaben arbeitet sie derzeit mit über 3.200 Anwälten weltweit zusammen. Von den 6,4 Millionen Einwohnern Nicaraguas gehören 50 Prozent der katholischen Kirche und rund 33 Prozent protestantischen Kirchen an.