04.04.2024

Kuba: Christen unter Druck

(idea) Die kommunistische Regierung von Kuba geht mit Härte gegen Andersdenkende und Gläubige vor. Über die Lage der Christen berichtet Martin Lessenthin. Er engagiert sich als Sachverständiger und Botschafter für Menschenrechte.

Kubas Regime stellt Christen und andere Gläubige unter den Generalverdacht der Subversion. Da sich an den landesweiten Protesten gegen die Diktatur am 11. und 12. Juli 2021 viele Christen beteiligten, ist seither besondere Härte auch gegen sie angesagt. Die Bedrohung von Pastoren und engagierten Christen ist wieder Standard. Der Einparteienstaat hat sich dafür besondere Instrumente geschaffen. Das beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei angesiedelte sogenannte „Büro für religiöse Angelegenheiten“ und die kubanische Staatssicherheit arbeiten engmaschig zusammen. Die Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide (CSW) spricht ausdrücklich von einer „Strategie der harten Unterdrückung“. Der ehemalige politische Gefangene und unter Berufsverbot stehende christliche Rechtsanwalt Rene Gomez Manzano kritisiert, dass die kommunistische Regierung nicht nur Menschen schikaniert und verfolgt, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen oder aus anderen Gründen politischen Widerstand gegen das totalitäre Regime leisten: Sie verfolge auch Gläubige, die sich mit der staatlichen Lenkung des religiösen Lebens nicht arrangieren. Das Büro für religiöse Angelegenheiten unter Leitung der Marxistin-Leninistin Caridad Diego „dient der Manipulation, Erpressung und Unterdrückung der verschiedenen religiösen Bekenntnisse“. Bei ihr müssten führende Geistliche aller Konfessionen um Erlaubnis für die einfachsten Dinge bitten, zum Beispiel für die Einfuhr neuer religiöser Gegenstände, um ein Visum zu erhalten, damit ein neuer ausländischer Priester nach Kuba einreisen darf, oder die Renovierung bzw. den Bau einer neuen Kirche. In der Regel verlangen Diego und das Zentralkomitee Gegenleistungen für die „Gefälligkeiten“. Manzano: „Dieser Kuhhandel dient der Kontrolle und Unterdrückung der verschiedenen Kirchen und Konfessionen.“

„Damen in Weiß“ sind Opfer von Übergriffen

Wie das Netzwerk Botschafter für Menschenrechte (BfM) berichtet, werden die Angehörigen von politischen Gefangenen in besonderer Weise behindert, an religiösem Leben teilzunehmen. Besonders die „Damen in Weiß“, die öffentlich gemeinsam für die Freilassung ihrer Angehörigen beten, sind Opfer von Übergriffen durch die Staatssicherheit. Trotz Bedrohungen, auch von Kindern und Großeltern, Prügelattacken auf offener Straße, Verhaftungen und Folter zeigen die gläubigen Frauen Mut und Durchhaltevermögen. Sie finden Beistand bei einigen mutigen Priestern und Pastoren, die sich damit selbst der staatlichen Repression aussetzen.

Der Fall von Reverend Manuel Morejon Soler, der sich für die regimekritische Allianza Christiana engagiert, zeigt, welche Folgen das Eintreten für Regimeopfer haben kann: Morejon wurde auf dem Weg zu einem hungerstreikenden Gefangenen von einem Auto angefahren und anschließend trotz Verletzungen von der Staatssicherheit verhört und bedroht. BfM kritisiert weiter, dass religiöse Führer systematisch bedroht und unter Druck gesetzt werden, Familienmitglieder politischer Gefangener aus ihren Gemeinden auszuschließen. Dies sei Teil einer Politik der sozialen Isolation.