18.04.2024

Australien: Angegriffener Bischof vergibt Täter

Mar Mari Emmanuel kritisierte gewalttätige Reaktion seiner Anhänger auf Anschlag

Sydney (IDEA) – Der in einer Kirche in Sydney angegriffene Bischof Mar Mari Emmanuel hat dem Täter öffentlich vergeben. Am 15. April hatte ein Mann während eines Gottesdienstes in der orthodoxen Kirche „Christ The Good Shepherd“ mit einem Messer auf den 53-Jährigen eingestochen, als dieser die Predigt hielt. Der Täter verletzte drei weitere Personen, darunter einen Priester. Das Video von der Tat löste vor der Kirche gewaltsame Ausschreitungen zwischen der Polizei und Anhängern des Bischofs aus. Sie forderten, dass der Angreifer an sie ausgeliefert wird. Die Polizei musste den Täter zeitweise zu seiner eigenen Sicherheit in der Kirche festhalten. Sie gab mittlerweile bekannt, dass es sich bei dem Angreifer um einen 16-Jährigen handelt. Er soll nach dem Angriff auf Arabisch über den Propheten Mohammed gesprochen haben. Die Tat wurde als Terroranschlag eingestuft. In einem Video vom 18. April äußerte der Bischof im Blick auf den Täter: „Und ich sage zu ihm, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und ich werde immer für dich beten.“ Darüber hinaus ermahnte der assyrische Geistliche seine Anhänger zu einem christusgemäßen Verhalten: „Jesus hat uns nie gesagt, wir sollen Vergeltung üben.“ Jesus habe niemals dazu aufgerufen, auf den Straßen zu kämpfen, sondern zu beten. Als Christ müsse man stets gesetzeskonform handeln und mit der Polizei zusammenarbeiten. Er erinnerte an das Gebot der Nächstenliebe: „Wer immer dieser Nächste ist, wir müssen ihn lieben und respektieren.“ Nach der Terrorattacke riefen die australischen Kirchen zum Gebet für Frieden auf. Gegenüber der britischen Nachrichtenplattform „Premier Christian News“ (London) erklärte der Präsident des Nationalen Kirchenrats in Australien (NCCA), Pfarrer John Gilmore: „Wir dürfen uns nicht in Verurteilungen und Urteile flüchten, sondern müssen die Gewalt einschränken, damit sie sich nicht ihren Weg durch die Gemeinschaft als Ganzes bahnt.“ Bei all den vorhandenen Unterschieden sei man dazu aufgerufen, friedlich und ruhig miteinander zusammenzuleben.

Wer ist Mar Mari Emmanuel?

Zu Bischof Mar Mari Emmanuel: Er ist eine in Australien umstrittene Persönlichkeit mit Hunderttausenden Anhängern. Der gebürtige Iraker wurde 2009 zum Priester und 2011 zum Bischof der Alten Heiligen Apostolischen und Katholischen Kirche des Ostens gewählt. Nach der Suspendierung 2014 gründete er 2015 eine unabhängige Kirche mit ostsyrischem Ritus. Der Geistliche ist bekannt für seine Bemühungen um den Erhalt des assyrischen Erbes und der assyrischen Kultur sowie für sein Eintreten für die Rechte der Assyrer. Laut dem australischen Nachrichtenportal „News.com.au“ wurde er während der Corona-Pandemie bekannt, weil er sowohl die damaligen Maßnahmen als auch Impfstoffe kritisierte. Das Coronavirus habe er als „nur eine andere Art von Grippe“ und die öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen als „Massensklaverei im Kern“ bezeichnet. Neben Anti-LGBTQ-Predigten soll er nach Angaben der Nachrichtenplattform unter anderem behauptet haben, Satan habe die Vereinten Nationen gegründet. Allein auf YouTube hat der Bischof 100.000 Abonnenten, auf Instagram 192.000 Anhänger.