18.04.2024

Deutschland: Springhart beklagt Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit

Die Landesbischöfin äußerte sich vor der badischen Landessynode

Bad Herrenalb (IDEA) – Die badische Landesbischöfin Heike Springhart (Karlsruhe), hat vor Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit in Deutschland gewarnt. Es sei unerträglich, dass auch hierzulande jüdische Gemeinden seit Anfang Oktober noch größeren Gefahren ausgesetzt seien und dass antisemitische Parolen auf den Straßen wieder laut werden, sagte die Kirchenleiterin am 16. April auf der Frühjahrstagung der badischen Landessynode in Bad Herrenalb. Am 7. und 8. Oktober 2023 hatte die radikalislamische Hamas ein Massaker an israelischen Zivilisten verübt. Springhart betonte: „Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinden.“ Ebenfalls mit Sorge sehe sie in Deutschland die gleichzeitig wachsende Muslimfeindlichkeit und einen Generalverdacht gegen muslimische Menschen.

Kein Nährboden für menschenverachtende Fantasien

Die Landesbischöfin erteilte „Hass und Hetze, rechtsextremistischem Gedankengut und menschenverachtenden Reden“ eine Absage: „Der Ton wird rauer an den Rathaustischen, in den Parlamenten und bei dem, was uns allen tagtäglich in die E-Mailfächer rauscht – auch in den kirchlichen Debatten. Die demokratischen Kräfte und das parlamentarische Gleichgewicht geraten in Europa immer mehr unter Druck.“ „Menschenverachtende Fantasien“, die unter dem Etikett „Remigration“ die Multikulturalität der Gesellschaft infrage stellten, dürften keinen Nährboden haben, so Springhart.

Zur ForuM-Studie

Die Landesbischöfin bezog auch Stellung zu den Ergebnissen der ForuM-Studie. Zum Hintergrund: Die Studie „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen“ kam zu dem Ergebnis, dass der Umgang der evangelischen Kirche mit sexualisierter Gewalt sowie deren Aufarbeitung mangelhaft ist. Springhart: „Wir müssen die strukturellen Bedingungen für Prävention, Intervention und Aufarbeitung selbstkritisch unter die Lupe nehmen.“ Dazu brauche es die Ausstattung mit finanziellen und personellen Ressourcen. „Um der betroffenen Menschen und um unserer Glaubwürdigkeit als Kirche willen müssen wir alles daran setzen, dass Aufarbeitung, Prävention und Intervention gelingen“, so Springhart.

Mehr Mut zu Innovationen

Abschließend richtete die Landesbischöfin den Blick auf die Zukunftsprozesse der Landeskirche. „Die Bezirke haben wesentliche Entscheidungen getroffen, Kooperationsräume sind gebildet – und ob das alles trägt und funktioniert, ob die Strukturen und die Regelungen einer kraftvollen und strahlenden Kirche dienen – das werden wir uns immer wieder fragen müssen.“ Nicht alles, was Tradition sei, müsse weg – und nicht alles sei verheißungsvoll, nur weil es neu ist. „Aber wir brauchen mehr Mut zu echten Innovationen. Nicht nur als Orchideen, sondern als aufblühende und sich ausbreitende Gänseblümchen, die nach und nach eine Wiese strahlend weiß machen.“