22.04.2024

Deutschland: Stephanus-Sonderpreise würdigen Einsatz für Bergkarabach

Ausgezeichnet wurden ein Menschenrechtler und eine Armenologin

Bonn (IDEA) – Der armenische Menschenrechtler Gegham Stepanyan (Jerewan) und die österreichische Armenologin Jasmine Dum-Tragut (Salzburg) haben die diesjährigen Stephanus-Sonderpreise bekommen. Bei einem Festakt am 20. April in Bonn erhielten sie die Auszeichnung der „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“ für ihren Einsatz für die Region Bergkarabach – auch Arzach genannt. Zum Hintergrund: Nach monatelanger Blockade und einem militärischen Angriff Aserbaidschans am 19. September 2023 auf das Gebiet kapitulierte die Regierung Bergkarabachs am Tag darauf. Folge war ein Exodus von rund 100.000 christlichen Armeniern. Zum 1. Januar 2024 lösten die lokalen Behörden die von ethnischen Armeniern bewohnte international nicht anerkannte Republik Arzach auf. Die Referentin für Osteuropa und Zentralasien der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Carmen Krusch-Grün, erklärte dazu: „Das kleine christliche, ethnisch homogene Bergvolk wurde Spielball der großen Geopolitik und Opfer einer ethnischen Säuberung Aserbaidschans.“

Menschenrechtler: Systematische Säuberung

Preisträger Stepanyan war der letzte Ombudsmann für Menschenrechte in Bergkarabach und koordinierte unter anderem die Suche nach gefallenen Soldaten und verschwundenen Zivilisten. Im Herbst 2023 musste er aus der Region fliehen und lebt seitdem im Exil in der armenischen Hauptstadt Jerewan. Seitdem wirbt er weltweit für Solidarität mit den Überlebenden von Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen. Per Videoübertragung berichtete er davon, dass sein Büro nach dem Überfall Aserbaidschans und der darauffolgenden Vertreibung Kriegsverbrechen dokumentiert und diese der internationalen Gemeinschaft vorgelegt habe. Die Gräueltaten seien Teil der systematischen Kampagne zur vollständigen ethnischen Säuberung gewesen, so der Armenier. „Was in Arzach geschah, wurde von mehreren angesehenen Experten, darunter dem Gründungsstaatsanwalt des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo, als Völkermord bezeichnet.“

Armenologin warnt vor weiterer Aggression Aserbaidschans

Die Armenologin Dum-Tragut widmet sich seit Jahren der Erforschung der armenisch-christlichen Traditionen Bergkarabachs. Sie äußerte sich besorgt im Hinblick auf das Schicksal der Vertriebenen und den unwiederbringlichen Verlust einer christlichen Region. Es drohe die Vernichtung eines jahrhundertealten, christlichen Kulturerbes. Sie fügte hinzu: „Wir sollten auch beunruhigt sein wegen der Unberechenbarkeit des aserbaidschanischen Regimes, das den Blick auf Südarmenien geworfen hat.“ Arzach sei eine der frühesten Regionen der Weltgeschichte, in der das Christentum Fuß gefasst habe. Bei dem Überfall durch Aserbaidschan und der folgenden Vertreibung seien 2.000 Jahre armenische Geschichte von der Karte des Südkaukasus gelöscht worden. Die „Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen“ ist nach dem Diakon der christlichen Urgemeinde benannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt wurde. Sie verleiht alljährlich ihren Stiftungspreis oder Sonderpreis.