29.04.2024

Deutschland: Ein erneuter Tabubruch

Die Initiatoren des „House of One“ (Haus des Einen) in Berlin haben erneut eine multireligiöse Feier gestaltet. Pastor Jens Motschmann (Lensahn/ Ostholstein) hält diese Form der Religionsvermischung für falsch.

(IDEA) Am 28. April hat der Deutschlandfunk zum dritten Mal eine „multireligiöse Morgenfeier“ von den Initiatoren des „House of One“ übertragen. Diese Feier in der Berliner Segenskirche (Stadtkloster Segen) leiteten der evangelische Pfarrer Gregor Hohberg, der Rabbiner Andreas Nachama und der Imam Osman Örs. Neben christlichen, jüdischen und islamischen Gesängen und Gebeten predigten abwechselnd Pfarrer, Rabbiner und Imam über Texte zum Thema „Liebe“ aus dem Hohelied Salomos, aus dem Kolosserbrief und aus dem Koran.

Zur Erinnerung: Das sogenannte „House of One“ wurde als Begegnungsstätte von Christen, Juden und Muslimen bereits 2011 geplant. Am 27. Mai 2021 erfolgte die Grundsteinlegung. Der Bau, der eine Kirche, eine Synagoge sowie eine Moschee unter einem Dach vereinen wird, ist noch nicht fertiggestellt. Das ungewöhnliche Projekt soll Toleranz, Verständigung und gegenseitigen Respekt gegenüber Menschen anderer Kulturen und Religionen fördern. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Aus meiner Sicht wäre darum statt „House of One“ – „Haus des Einen“ – der Titel „Haus der Religionen“ besser gewesen. Denn „House of One“ stellt die Behauptung auf, dass die drei Religionen denselben Gott verehren – und das ist nach biblischem Verständnis falsch.

Gebrochenes Versprechen

Kritiker befürchteten darum auch von Anfang an, dass in diesem Haus Religionsvermischung betrieben werde könnte. Pfarrer Hohberg hingegen betonte 2017 ausdrücklich in einem IDEA-Interview: „Wir wollen keinen Glaubensmix. Wir feiern unsere Gottesdienste nicht zusammen im selben Raum – jeder hat dafür seinen eigenen Raum.“ Doch die Kritiker haben recht behalten: Das Versprechen wird in unverantwortlicher Weise gebrochen. So richtig und wichtig es ist, dass sich Gläubige unterschiedlicher Religionen freundlich begegnen, so unnötig und falsch ist es, daraus den Schluss zu ziehen, man müsse dann auch bereit sein, gemeinsame Gottesdienste zu feiern. Das ist nur möglich, wenn man wesentliche Aussagen der eigenen Religion ausklammert bzw. verleugnet.

Unterschiede zwischen Koran und Bibel

So ist zum Beispiel Jesus für die Juden nicht der Messias, auf dessen Kommen sie nach wie vor warten. Und für Muslime ist es nicht hinnehmbar, dass Jesus der Sohn Gottes ist, dass er den Tod am Kreuz erlitten hat und dass der eine Gott sich in dreifacher Weise offenbart hat als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Wer sagt: „Der Messias ist Gottes Sohn“, dem sagt der Koran: „Allah schlag‘ sie tot! Wie sind sie verstandeslos!“ (Sure 9,30) Wer sagt: Jesus sei am Kreuz gestorben, dem sagt der Koran: „doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen – … darum verfluchen wir sie“ (Sure 4,156).

Wer von der Trinität spricht, dem sagt der Koran: „Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: ,Siehe, Allah ist ein dritter von drei‘. Aber es gibt keinen Gott denn einen einigen Gott. Und so sie nicht ablassen von ihren Worten, wahrlich, so wird den Ungläubigen unter ihnen schmerzliche Strafe zuteil“ (Sure 5,77).

Gemeinsamkeit wird vorgetäuscht

Sicherlich müssen die Initiatoren dieser multireligiösen Feier nicht über diese Unterschiede belehrt werden. Sie kennen diese Unterschiede. Um so enttäuschender ist es, dass sie dennoch eine gottesdienstliche Gemeinsamkeit vortäuschen, die es nicht geben kann.