29.04.2024

Deutschland: Steeb gegen falsche Demut - Christliche Ethik ist für alle gut

Kirchliche Sammlung: Katholische Haltung beim Thema Lebensrecht „biblischer“

Henstedt-Ulzburg (IDEA) – Christen sollten sich nicht aus falsch verstandener Demut aus öffentlichen Debatten zurückziehen. Dazu hat der frühere Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland, Hartmut Steeb (Stuttgart), aufgerufen. Ein solcher Rückzug werde so begründet: „Wir können doch anderen nicht unsere christlichen Überzeugungen überstülpen.“ Steeb hält dieser Haltung entgegen: „Christliche ethische Positionen sind nicht nur für Christen gut, sondern für alle Menschen.“ Das sagte er am 27. April in Henstedt-Ulzburg auf der Frühjahrstagung der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirche. Daran nahmen rund 70 Personen teil. „Gottes Gebote sind die besten Lebensanleitungen“, so Steeb. Eine Menschlichkeit ohne Gottesbezug führe in die Unmenschlichkeit. Er machte dies an der Abtreibungsproblematik fest. Die Menschenwürde sei derzeit am meisten im Mutterleib gefährdet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden jährlich weltweit 73 Millionen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Kindestötungen im Mutterleib seien damit die häufigste Todesursache.

Ein Recht zur Tötung des eigenen Nachwuchses ist „Barbarei“

Scharfe Kritik übte Steeb an Bestrebungen, das vermeintliche „Recht“ auf Abtreibung zum Menschenrecht zu erheben. In Frankreich sei es bereits in die Verfassung aufgenommen worden. Steeb: „Ein Recht zur Tötung des eigenen Nachwuchses, das ist nicht nur finsteres Mittelalter, das ist finsteres Altertum, Barbarei. Da wird großes Unrecht zu Recht erklärt, Böses gut genannt, Verbrechen zum Grundrecht.“ Auch das Europaparlament habe am 11. April in einer Resolution dafür plädiert, dass das vermeintliche Recht auf Abtreibung in die Grundrechtscharta der Europäischen Union aufgenommen werden soll.

Rüß: Sogenannte Gutmenschen wollen uns bevormunden

Der Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), warnte vor dem Moralismus der „sogenannten Gutmenschen, die den Bürger nicht selten bevormundeten und ihm sagten, „was gut und böse ist“. Als Beispiel nannte er den „Gendereifer“. In Anspielung auf den Ausschluss von AfD-Mitgliedern von kirchlichen Ämtern sagte Rüß: „Innerkirchlich beobachtet man im politischen Bereich strikte Sanktionen bis hin zum Verlust von Amt und Ehrenamt.“ Gleichzeitig könnten in der Kirche aber elementare Glaubensinhalte unter Hinweis auf Meinungsvielfalt und Toleranz infrage gestellt oder geleugnet werden. Rüß ging ferner auf die unterschiedlichen Auffassungen der beiden großen Kirchen zu Lebensrecht, Menschenwürde, Abtreibung und aktiver Sterbehilfe ein. Die Kontroverse in diesen ethisch elementaren Fragen sei „unüberbrückbar“. Man müsse feststellen, dass die Haltung der katholischen Kirche zu Lebensrecht und Menschenwürde grundsätzlich „biblischer und bekenntnismäßiger“ sei als die der evangelischen Kirche.

Abendmahl wird vernachlässigt

Rüß kritisierte ferner eine Vernachlässigung des Abendmahls im evangelischen Gottesdienst. Es werde in der Regel nur einmal im Monat gefeiert. Das entspreche nicht biblisch-altkirchlicher Tradition. Die Kirchliche Sammlung sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, Abendmahlsgottesdienste in Hörfunk und Fernsehen auszustrahlen. Der Zuschauer bzw. Hörer erlebe bisher nicht die Feier des Abendmahls, „obwohl er mit seiner Spiritualität dabei sein könnte“.