30.04.2024

Israel/ Gaza: Christliche Opfer auf beiden Seiten des Krieges

Abt Schnabel: „Ich bin weder pro Israel noch pro Palästina. Ich bin pro Mensch“

Jerusalem (IDEA) – Der Abt der deutschsprachigen Benediktiner-Abtei Dormitio in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, hat darauf hingewiesen, dass es im Israel-Gaza-Krieg christliche Opfer auf beiden Seiten gebe. In einem Interview mit dem Sprecher des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“, André Stiefenhofer (München), berichtete er, dass beim Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel auch vier Katholiken getötet wurden: vier Arbeitsmigranten von den Philippinen, davon drei Frauen. Bei den Kämpfen in Gaza seien bis Februar mindestens 27 Christen ums Leben gekommen. „Und für beide Seiten gilt: Weder die philippinischen Migranten noch die palästinensischen Christen in Gaza, die in ihren Kirchen Zuflucht gesucht haben, haben jemals eine Waffe in der Hand gehabt oder sich an Terrorplanungen beteiligt“, so der Abt. Zu seiner Haltung zum Konflikt antwortete Schnabel: „Ich bin weder pro Israel noch pro Palästina. Ich bin pro Mensch.“ Er empfehle, den Blick von der Politik zu den Biografien der Menschen zu lenken. „So viele Biografien sind zerstört, es gibt so viel Leid, so viel Trauer“, so der katholische Geistliche. Er habe Freunde auf beiden Seiten. Unter den Palästinensern sei ein großer Unmut gegen die Hamas zu spüren. Eine überwältigende Zahl von Menschen, die heute im Gazastreifen leben, habe nie in ihrem Leben gewählt. Die letzten Wahlen in den palästinensischen Gebieten waren 2006. „Also tut man sich sehr leicht, zu sagen: Die Hamas wurde ja damals gewählt, sie ist deckungsgleich mit Palästina.“ Doch auch in Israel seien viele Menschen über die scharfen Töne der Regierung frustriert. Schnabel: „Ich erlebe seit Jahren, dass sich beide Seiten dafür feiern lassen, keinen Millimeter nachgegeben zu haben. Allerdings gibt es mit dieser Politik der klaren Kante kein Zusammenleben.“ Ein Problem sei die fehlende Bereitschaft, sich auf beiden Seiten gegen radikale Stimmen in den eigenen Reihen zu stellen.