11.02.2024

Indien: Hindu-Gruppe will christliche Symbole in Assam verbieten

In dem Bundesstaat regiert die Partei von Premierminister Modi

(Guwahati (IDEA) – Eine Hindugruppe hat christlichen Schulen im nordöstlichen indischen Bundesstaat Assam ein Ultimatum gestellt, alle Symbole ihres Glaubens zu entfernen und christliche Gebete zu unterlassen. Das berichtet das einheimische Nachrichtenportal „Northeast Now“. Die Forderungen beziehen sich auf das Tragen religiöser Gewänder und Soutanen, Darstellungen Jesu oder der Jungfrau Maria sowie Kapellen auf dem Schulgelände. Demnach habe der Präsident der Hindu-Organisation Kutumba Surakshya Parishad (Rat für die Sicherheit der Familie), Satya Ranjan Borah, erklärt, mit dieser Maßnahme solle verhindert werden, dass christliche Missionare Schulen für Bekehrungsaktivitäten nutzen: „Christliche Missionare verwandeln Schulen und Bildungseinrichtungen in religiöse Institute. Wir werden das nicht zulassen“, sagte er auf einer Pressekonferenz in Guwahati. Zum Hintergrund: Assam wird von der hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) regiert, der auch der indische Premierminister Narendra Modi angehört. Borah erklärte, seine Organisation werde zehn bis 15 Tage abwarten, ob die Schulen den Forderungen nachkommen. Sollten sich die Schulen weigern, würdem sie selbst „für jeden unvorhergesehenen Vorfall verantwortlich“ sein. „Wenn sie nicht auf uns hören, werden wir tun, was getan werden muss. Wir werden die Umwandlung von Bildungseinrichtungen in religiöse Einrichtungen nicht tolerieren.“ Wenn nötig, werde man auch den Obersten Gerichtshof Indiens anrufen, so Borah weiter.

Schüler soll für hinduistischen Ausruf misshandelt worden sein

Anlass der Pressekonferenz war ein Vorfall, der sich am 5. Februar in einer christlichen Schule im Ort Khelmati bei Balipara im Bezirk Sonitpur ereignet haben soll. Dabei soll ein 10-jähriger Schüler angeblich zuerst von seinem Lehrer und dann vom Schulleiter körperlich misshandelt worden sein, weil er im Klassenzimmer die Parole „Jai Sri Ram“ skandiert hatte. Der Spruch gilt als Schlachtruf der Hindunationalisten und bedeutet im Deutschen etwa „Heil Rama“ oder „Ehre sei Rama“. Rama gilt als eine der wichtigsten Gottheiten im Hinduismus. Erst im Januar hatte Premierminister Narendra Modi im nordindischen Ayodha auf den Ruinen einer Moschee einen neuen Tempel zu seinen Ehren eingeweiht.

Erzbischof: „Wir werden rechtliche Schritte prüfen“

Wie die katholische Nachrichtenplattform „UCA News“, berichtet, hat der römisch-katholische Erzbischof von Guwahati, John Moolachira, die auf der Pressekonferenz geäußerten Anschuldigungen ihr gegenüber bereits als „unbegründet“ zurückgewiesen. „Es ist eine sehr schwierige Situation, wenn solche offenen Drohungen ausgesprochen werden“, sagte der Erzbischof und ergänzte, dass die Erzdiözese „rechtliche Mittel prüfen“ werde, um darauf zu reagieren. Allerdings habe die Kirche Priester, Nonnen und Mönche bereits aufgefordert, auf dem Schulgelände vorsichtshalber zivile indische Kleidung zu tragen. Nach Angaben von „UCA News“ hätten mehrere christliche Führer bereits ihre Absicht bekundet, sich wegen der Angelegenheit an den Ministerpräsidenten von Assam, Himanta Biswa Sarma (BJP/Dispur), zu wenden. Christen setzten sich schon seit mehreren Jahrzehnten aktiv für die Vermittlung von Bildung in den abgelegenen Gebieten Assams ein, in denen arme Stammesangehörige leben. Die Bedrohungen für das Christentum und die missionarischen Aktivitäten hätten in den letzten Jahren im gesamten Nordosten Indiens jedoch zugenommen, seitdem radikale Gruppen begonnen hätten, den Hindu-Nationalismus zu fördern. Es sei diesen gelungen, das Christentum als eine teuflische Kraft darzustellen, die die einheimische Kultur der Hindus zerstören wolle. Zum Hintergrund: Der Anteil der Christen an der 31 Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung Assams liegt nach Angaben von „UCA News“ bei 3,74 Prozent.