21.02.2024

Ukraine: Sexualisierte Gewalt russischer Soldaten gegen Kinder

Kindernothilfe veröffentlicht Studie: Extrem hohe Dunkelziffer

Duisburg (IDEA) – Russisches Militär setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine sexualisierte Gewalt gegen Kinder als Taktik ein. Das geht aus einer Studie hervor, die die Kindernothilfe (Duisburg) anlässlich des zweiten Jahrestages der russischen Invasion veröffentlicht hat. Seit Februar 2022 wurden demnach 13 Fälle von „konfliktbezogener sexualisierter Gewalt“ durch russische Soldaten dokumentiert. Die jüngste Überlebende sei gerade einmal vier Jahre alt. Das Hilfswerk geht von einer „extrem hohen Dunkelziffer“ aus, da die Datenlage aus den ukrainischen Provinzen nahe der Kriegsfront sowie aus den russisch besetzten Gebieten fehle. Auch brächten Eltern und Kinder in befreiten Gebieten kaum Fälle zur Anzeige, weil sie etwa fürchteten, dass russische Soldaten wieder zurückkehren könnten. Das wahre Ausmaß der Problematik werde erst in den kommenden Jahren bekanntwerden. „Es ist zutiefst abstoßend und unerträglich, dass unschuldige Kinder als Werkzeuge im Krieg benutzt werden. Es ist eine Schande für die Menschheit, dass solche barbarischen Taktiken angewendet werden. Die Täter müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte Carsten Montag, Vorstand der Kindernothilfe, in einer Pressemitteilung vom 21. Februar. „Um Kinder vor weiteren Verbrechen zu schützen, müssen bestehende Initiativen und Hilfsangebote – wie etwa Kinderschutzzentren – ausgeweitet und zugänglicher gemacht werden. Es werden zudem dringend mehr geschulte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gebraucht, die auf die Behandlung von Kriegstraumata spezialisiert sind“, so Montag weiter. Wie die Kindernothilfe weiter mitteilte, wurden im vergangenen Jahr außerdem 915 Fälle allgemeiner sexualisierter Gewalt gegen Kinder in der Ukraine registriert.

Beim Wiederaufbau auch an die betroffenen Kinder denken

Mit Blick auf die im Juni geplante Wiederaufbaukonferenz fordert die Kindernothilfe, die Perspektiven betroffener Kinder stärker zu berücksichtigen. Vorstand Montag: „Wenn der Wiederaufbau der Ukraine gelingen soll, geht es nicht nur darum, dass in Infrastruktur und Wirtschaft investiert wird. Zukünftige Generationen müssen gestärkt und ihre Stimmen gehört werden.“ Die Kindernothilfe ist eine der größten christlichen Kinderrechtsorganisationen in Europa. Sie schützt, stärkt und fördert nach eigenen Angaben rund 2,1 Millionen Kinder und ihre Familien und Gemeinschaften in 36 Ländern. Die Unterstützung reicht von der Lebensmittelversorgung über Schulmaterialien, Winterhilfen bis zu sicheren Kinderzentren, in denen psychosoziale Versorgung für Kinder geleistet werden kann. Aktuell unterstützt die Kindernothilfe elf Projekte, davon sechs in der Ukraine.