22.02.2024

Ägypten: Christliche Medizinstudentin entführt

Hilfswerk befürchtet Zwangsverheiratung und beklagt mangelnde Ermittlungen

Wien (IDEA) – Das Hilfswerk „Christen in Not“ (Wien) beklagt mangelnde Ermittlungen im Fall einer entführten christlichen Medizinstudentin in Ägypten. Nach dessen Angaben wurde die 20-jährige Arene Ibraheam Sheata nach einem Examen in der mittelägyptischen Stadt Assiut am 22. Januar entführt. Zwar habe die Polizei am 23. Januar eine Vermisstenanzeige aufgenommen, seitdem sei aber nichts passiert und die junge Frau weiter verschwunden. „Eine Zwangsverheiratung an islamische Sklavenhalter ist wahrscheinlich.“ Man könne davon ausgehen, dass versucht werde, die Studentin mit Gewalt zum Islam zu bekehren, heißt es in der Mitteilung. Der Generalsekretär von „Christen in Not“, Elmar Kuhn, erklärte: „Wenn selbst in einer Stadt mit sehr großer christlicher Bevölkerung solch eine Entführung zur Zwangskonversion geschieht, dann sind christliche Mädchen nirgendwo in Ägypten mehr sicher.“ Er forderte dazu auf, bei der ägyptischen Botschaft zu protestieren. „Jetzt zu handeln kann das Leben der Studentin retten und verhindern, dass weitere Entführungen geplant werden.“ Kuhn zufolge soll sich Sheata in Amarna im mittelägyptischen Gouvernement von Sohag befinden und dort versteckt werden.

Kuhn: Problem der Entführungen existiert offiziell nicht

Wie Kuhn auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, handelt es sich bei den Entführungen von jungen Christinnen um ein zunehmend strukturelles Problem, das unter den Teppich gekehrt werde – nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Während die Gewalt gegen Christen nach der Machtübernahme durch den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi 2014 deutlich zurückgegangen sei, beobachtet Kuhn in den vergangenen zwei bis drei Jahren wieder eine Zunahme. „Je weiter weg die Ortschaften von Kairo entfernt sind, umso geringer ist der Einfluss al-Sisis und umso größer ist der Einfluss der islamistischen Muslimbruderschaft“, so Kuhn. Neben Entführungen komme es zu Anschlägen auf Kirchen und Geistliche. Offizielle Zahlen zu entführten Christinnen gebe es nicht, da das Problem offiziell ja nicht bestehe. Viele Familien und christliche Gemeinschaften wendeten sich nicht einmal an die Behörden, weil sie Angst vor Repressalien hätten. Laut Kuhn gibt es ein Netzwerk von Sklavenmärkten im arabischen Raum, auf denen ein Mädchen wie Arene umgerechnet rund 2.800 Euro bringe. Kuhn: „Es ist Zeit, al-Sisi an sein Versprechen zu erinnern, dass Muslime und Christen in Ägypten die gleichen Rechte haben.“ Rund 90 Prozent der mehr als 100 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime. Die Kopten bilden die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Ihre Zahl wird auf sieben bis zehn Millionen geschätzt. In der rund 460.000 Einwohner zählenden Stadt Assiut beträgt der Anteil der Christen etwa 40 Prozent.