15.07.2024

Indien: Anfeindungen gegen Christen nehmen zu

Begegnung mit dem indischen Premierminister Narendra Modi

Neu-Delhi (IDEA) – Katholische Kirchenleiter haben den indischen Premierminister Narendra Modi bei einem Treffen aufgefordert, sich für den Schutz der christlichen Minderheit einzusetzen. Die 45-minütige Begegnung fand am 12. Juli in Neu-Delhi statt. Die Vertreter der katholischen Bischofskonferenz von Indien äußerten dabei ihre Besorgnis über die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Christen, berichtete der katholische Informationsdienst Ucanews. Die Kirchenleiter überreichten Modi ein Memorandum. Darin beklagen sie zunehmende Angriffe auf Christen, falsche Behauptungen über Zwangskonversionen und den Missbrauch der Anti-Konversionsgesetze. Modi solle eingreifen, um die Diskriminierung von Christen zu beenden. In dem Memorandum wird ferner darauf hingewiesen, dass Christen in den nationalen Kommissionen für Minderheiten nicht vertreten sind. Modi solle erwägen, qualifizierte Christen in verschiedene Ministerien und Abteilungen der Regierung zu berufen. Das Papier listet auch die gesellschaftlichen Beiträge der christlichen Gemeinschaft auf, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheits- und Sozialfürsorge. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Indien, Erzbischof Andrews Thazhath von Trichur, bezeichnete die Begegnung als herzlich: „Der Premierminister hat uns gut zugehört.“

Was Hindu-Nationalisten wollen

Zum Hintergrund: Modi, der seit 2014 amtiert, ist ein hindu-nationalistischer Politiker der Bharatiya Janata Party (BJP). Seit sie an der Macht ist, mehren sich die Übergriffe gegen Christen. Nach Angaben des Hilfswerks Open Doors betrachten Hindu-Nationalisten Christen als unerwünschte Fremde. Sie wollen ihr Land vom Islam und christlichen Glauben reinigen und setzen dazu auch Gewalt ein. Christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft tragen demnach in Indien die Hauptlast der Verfolgung. Sie werden unter Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren. Oft werden sie auch körperlich angegriffen, mitunter sogar getötet. Indien steht im Weltverfolgungsindex von Open Doors auf Platz elf der Staaten, die Christen am stärksten verfolgen. Von den 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens sind 72 Prozent Hindus, 14 Prozent Muslime und fünf Prozent Christen.