24.06.2024

Dagestan: Angriffe auf zwei Kirchen und zwei Synagogen

Mindestens 25 Menschen wurden getötet, darunter ein Priester

Derbent/Machatschkala (IDEA) – In der zur Russischen Föderation gehörenden Teilrepublik Dagestan sind bei Anschlägen auf zwei Kirchen, zwei Synagogen und eine Polizeistation mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Zu den Getöteten sollen neben 15 Polizisten und sechs Angreifern auch vier Zivilisten gehören, darunter ein russisch-orthodoxer Priester. Laut Medienberichten soll es sich bei den Tätern um Islamisten handeln. Demnach griffen sie am Abend des 23. Juni parallel mehrere Ziele in den beiden Hafenstädten Derbent und Machatschkala an. Beim Angriff auf eine russisch-orthodoxe Kirche in Derbent wurde demnach der 66-jährige Priester getötet. Zudem steckten die Terroristen eine der beiden Kirchen und die zwei jüdischen Gotteshäuser in Brand. Ein weiteres Ziel der Angreifer war ein Polizeiposten in Machatschkala. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete, soll es sich bei drei Attentätern um zwei Söhne und einen Neffen des dagestanischen Landrats Magomed Omarow handeln, der zur Regierungspartei „Einiges Russland“ gehört. Omarow sei bereits festgenommen und aus der Partei ausgeschlossen worden. Im Verhör soll er zugegeben haben, gewusst zu haben, dass seine Söhne „Wahhabiten“ gewesen seien. Der Wahhabismus gilt als radikale islamische Strömung. Videos aus Machatschkala sollen bärtige, schwarz gekleidete Männer zeigen, die schießen und in späteren Aufnahmen offenbar tot auf dem Boden liegen. Dabei soll es sich um die Söhne Omarows handeln. In Russland und Dagestan warfen Politiker der Ukraine vor, hinter den Anschlägen zu stecken.

Islamisten verübten bereits mehrfach Terroranschläge

Es ist bereits der zweite schwere Terroranschlag innerhalb der Russischen Föderation in diesem Jahr. Am 22. März waren bei einem Angriff auf die Crocus City Hall in Krasnogorsk bei Moskau mehr als 140 Menschen getötet worden. Die Terrororganisation „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ hatte die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Die zum Teil in Dagestan von russischen Sicherheitskräften aufgegriffenen mutmaßlichen Täter besitzen fast alle die tadschikische Staatsangehörigkeit. Auch damals hatte die russische Führung die Ukraine der Beteiligung an dem Anschlag beschuldigt. Dagestan, das an die Teilrepublik Tschetschenien sowie an Georgien und Aserbaidschan grenzt, hat etwa 3,2 Millionen Einwohner. Davon sind etwa 94 Prozent Muslime. Die restlichen Bewohner sind vor allem Christen, von denen die meisten der russisch-orthodoxen Kirche angehören. In der Vergangenheit hatten Islamisten dort bereits mehrfach Terroranschläge verübt, unter anderem auf Kirchen. Im Februar 2018 wurden fünf Frauen nach dem Gottesdienstbesuch von einem mutmaßlichen Islamisten ermordet. Auch Juden waren bereits mehrfach das Ziel von Übergriffen. So hatte ein aufgebrachter Mob im Oktober 2023 den Flughafen von Machatschkala gestürmt, nachdem dort ein Flugzeug aus Tel Aviv gelandet war. Einsatzkräfte der Polizei mussten die antisemitisch motivierten Ausschreitungen beenden.