22.03.2024

Indien: Hindutva-Ideologie verletzt die in der Verfassung verbriefte Religionsfreiheit

IIRF-D/ADF/Tübingen/22.03.24 - 249 Kirchen wurden im Bundesstaat Manipur (Indien) im Mai 2023 innerhalb von nur 36 Stunden zerstört.

Im gesamten Jahr 2023 wurden in ganz Indien um die 700 gewaltsamen Übergriffe gegen Christen gezählt.

Damit belegt Indien Platz 11 auf dem Weltverfolgungsindex.

 Was aber ist der Grund für diese Gewalt gegen Christen in Südasien?

 In dem letzten IMPACT-Magazin hat Tehmina Arora, Leiterin der Rechtsabteilung in Asien, die schwierige Situation in der Region erklärt. Hier das Interview in Auszügen.

Können Sie uns erklären, woher die Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten kommt?

In Südasien ist die Gewalt oft ein Ergebnis von religiösem Nationalismus. Speziell in Indien ist der grundlegende Faktor die sogenannte Hindutva-Ideologie. Diese Ideologie kommt in den 1920er Jahren erstmals zur Sprache und leitet sich aus dem hinduistischen Nationalismus ab.
Im Gegensatz dazu ist die Religion des Hinduismus sehr friedlich und grundsätzlich nicht intolerant anderen Religionen gegenüber.

Die Hindutva-Ideologie verweigert jedoch Muslimen und Christen die volle Staatsbürgerschaft mit der Begründung, dass ihr heiliges Land nicht innerhalb Indiens Grenzen liegt. Das Ziel dieser Ideologie ist es, Indien zu einer reinen Hindu-Nation zu machen.

Dadurch werden Christen, Muslime und andere religiöse Minderheiten grundsätzlich diskriminiert und sind oft auch viel Gewalt ausgesetzt.

Ist die Religionsfreiheit in Indien oder anderen Ländern der Region nicht durch die Verfassung geschützt?

Doch, die indische Verfassung und die anderer Länder, wie Sri Lanka oder Bangladesch, schützen die Religionsfreiheit jedes Einzelnen. Die indische Verfassung schützt auch explizit „die Gewissensfreiheit und das Recht, sich frei zu einer Religion zu bekennen, sie auszuüben und zu verbreiten, vorbehaltlich der öffentlichen Ordnung, Sittlichkeit und Gesundheit“ (Indische Verfassung, Artikel 25).
Daher fragen wir uns: Wie kann es sein, dass Christen und religiöse Minderheiten dennoch verfolgt werden, ohne dass der Staat dies aktiv verhindert?

Die meisten Verfassungen in Südasien schützen die Religionsfreiheit und das Recht, den Glauben frei zu wechseln. Die einzige Ausnahme sind die Malediven.
Dort bestimmt die Verfassung den Islam als Staatsreligion und die Bürger müssen Muslime sein. Das Gesetz verbietet dort jedwede Verbreitung eines anderen Glaubens.