03.05.2024

Bergkarabach: Satellitenbilder zeigen Abriss einer Kirche

Experten befürchten weitere Zerstörungen armenischer Stätten in der Zukunft

Karintak (IDEA) – In Bergkarabach haben die aserbaidschanischen Behörden eine historische Kirche und ein armenisches Dorf abgerissen. Das zeigen Ende April veröffentlichte Satellitenbilder der Organisation „Caucasus Heritage Watch“. Darauf ist zu sehen, dass die 1847 erbaute Kirche „Sankt Johannes der Täufer“ sowie das nahe gelegene Dorf Karintak in der Region Schuscha dem Erdboden gleichgemacht wurden. Vorher-Nachher-Bilder von Dezember 2023 und von April 2024 belegen dies. Das Dorf stand seit November 2020 unter aserbaidschanischer Kontrolle. Wie die Sendeanstalt „Radio Free Europe/Radio Liberty“ berichtet, ist die Kirche dann die meiste Zeit verhüllt gewesen, so als liefen Bau- oder Restaurierungsarbeiten, sei dann im Winter 2023/2024 jedoch zerstört worden. Neben den Trümmern entsteht derzeit eine neue Moschee, die der aserbeidschanische Präsident Ilham Alijew nachweislich besuchte. Der leitende Forscher bei „Caucasus Heritage Watch“, Husik Ghulyan, erklärte gegenüber dem Radiosender, dass es das Ziel Aserbaidschans sei, ein neues Dorf für aserbaidschanische Binnenvertriebene oder andere Umsiedler zu errichten. Die außerordentliche Professorin an der Cornell Universität (Ithaca/US-Bundesstaat New York) und Mitbegründerin von Caucasus Heritage Watch, Lori Khatchadourian, wies auf weitere Zerstörungen in den von Aserbaidschan zurückeroberten Gebieten seit 2020 hin. Die Gruppe hat bereits zehn solcher zerstörten Stätten armenischer Kultur dokumentiert und startet aktuell eine größere Untersuchung. Khatchadourian befürchtet eine vollständige Auslöschung des kulturellen Erbes Armeniens in Bergkarabach, ähnlich wie das in der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan passiert sei. „Die Zerstörung der armenischen Kulturlandschaft in dieser Region erstreckte sich über ein Jahrzehnt, begann 1997 und dauerte mindestens bis 2009.“ Die Wissenschaftlerin vermutet, dass sich dies auch im Fall von Bergkarabach „wahrscheinlich über viele Jahre hinweg abspielt“. Im September 2023 hatte Aserbaidschan die alleinige Kontrolle über Bergkarabach übernommen, worauf rund 100.000 Armenier von dort nach Armenien geflohen sind. Die christliche Organisation „International Christian Concern“ (Washington) listete in ihrem Jahresbericht 2023 Aserbaidschan unter den zehn Ländern, die dem christlichen Glauben am feindlichsten gegenüberstehen.