16.05.2024

Deutschland: Polizei in Niedersachsen löst Kirchenasyl auf

Eine vierköpfige russische Familie wurde nach Spanien abgeschoben

Bienenbüttel (IDEA) – Die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen hat in Bienenbüttel (Landkreis Uelzen) ein Kirchenasyl aufgelöst. Das teilte die evangelische St.-Michaelis-Gemeinde Bienenbüttel mit. Die Polizei habe sich mit einem Durchsuchungsbeschluss Zugang zum Gemeindehaus verschafft, in dem eine vierköpfige Familie aus Russland untergebracht war. Zuvor hätten zehn bewaffnete Polizeibeamte das Haus umstellt. Die Familie sei festgenommen und per Flugzeug nach Spanien abgeschoben worden. Damit habe die Polizei in Niedersachsen zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Kirchenasyl gebrochen. Die Familie habe sich ins Kirchenasyl begeben, weil der Vater und ein erwachsener Sohn in Russland zur Armee eingezogen werden sollten. Der Einberufungsbefehl sei gekommen, als sich die Familie mit einem spanischen Visum auf der Durchreise in Deutschland befunden habe. Sie habe daraufhin Asyl beantragt. Die Mutter sei aufgrund der psychischen Belastungen schwer erkrankt. Dieser Umstand sei in der Bewertung des Asylantrags nicht berücksichtigt worden, kritisierte Gemeindepfarrer Tobias Heyden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) habe die Ablehnung des Asylantrags mit dem sogenannten Dublin-Übereinkommen begründet. Nach diesem Abkommen aus den 1990er-Jahren müssen Flüchtlinge in dem Land einen Asylantrag stellen, das sie in der EU zuerst betreten haben.