17.05.2024

Deutschland: Evangelische Kirche lässt Regenbogenfahne aufhängen

Pirna: Oberbürgermeister Tim Lochner wollte sie nicht am Rathaus haben

Pirna (IDEA) – Am Turm der evangelischen Marienkirche im sächsischen Pirna hängt seit 16. Mai eine Regenbogenfahne. Die Gemeinde hatte damit auf die Weigerung von Oberbürgermeister Tim Lochner reagiert, der erklärt hatte, sie im Gegensatz zu seinem Vorgänger Klaus-Peter Hanke (parteilos) nicht aufzuhängen. Zum Hintergrund: Lochner ist zwar parteilos, trat jedoch als Kandidat der AfD zur Wahl an. Die Pirnaer Kirchengemeinde hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie ihre Beweggründe schildert: Es gehe der Gemeinde darum, Solidarität mit nach wie vor bedrängten Menschen zu bekunden. „Darum wird rings um den 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie und zum vom CSD Pirna 2024 organisierten 13. Christopher-Street-Day in Pirna, die Regenbogenfahne an der Marienkirche hängen.“ Lochner hatte laut Medienberichten auf diese Entscheidung mit einem als Privatmeinung deklarierten Beitrag auf Facebook reagiert. Darin erinnerte er daran, dass im Dritten Reich Hakenkreuzflaggen an kirchlichen Gebäuden aufgehängt worden waren. Inzwischen hat Lochner den Kommentar jedoch wieder gelöscht. In der Stellungnahme der Kirchengemeinde wird dieser Vergleich zurückgewiesen. Er sei „schwer erträglich und inhaltlich falsch. Die evangelische Kirche hat die Fehler von Teilen ihrer Institution während der Jahre zwischen 1933 und 1945 erkannt und bereut.“ Eben diesen Fehler wolle die Gemeinde heute nicht wieder begehen und stattdessen „mutig bekennen“, dass Offenheit und Toleranz zu ihrem Grundverständnis gehörten.

Bekenntnis-Initiative: Regenbogenfahne gehört nicht auf den Kirchturm

Kritik kommt von der theologisch konservativen Sächsischen Bekenntnis-Initiative. Wie es in einer aktuellen Stellungnahme der Initiative heißt, wendet sich das Netzwerk „grundsätzlich gegen die Beflaggung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden mit der Regenbogenfahne“. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an die Verordnung der sächsischen Landeskirche aus dem Jahr 1946, in der es heiße, dass die Beflaggung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden zu außerkirchlichen Anlässen grundsätzlich zu unterbleiben habe. Auch die entsprechende EKD-Verordnung von 1947 habe ausdrücklich klargestellt, dass Kirchen und kirchliche Gebäude nur mit der Kirchenfahne – einem violetten Kreuz auf weißem Grund – beflaggt werden dürften. Die Aufgabe der Kirche sei die Verkündigung des Evangeliums, so die Stellungnahme. Sie trete darum für das biblische Leitbild von Ehe und Familie ein und allen Geisteshaltungen entgegen, die der göttlichen Lebensordnung entgegenstünden. Die Bekenntnis-Initiative ist ein Zusammenschluss von Kirchengemeinden, Gemeinschaften, Werken und Einzelpersonen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Sie tritt nach eigenem Selbstverständnis dafür ein, dass Bibel und Bekenntnis auch für die Lebensführung von Pfarrern gelten. Das Netzwerk entstand Anfang 2012 als Reaktion auf den Beschluss der sächsischen Kirchenleitung, gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Pfarrhäusern zuzulassen.