21.01.2021

Deutschland: Bibelzitate in S-Bahn stören Linke

IIRF-D/Schwäbisches Tagblatt/Tübingen, 21.1.2021 - „Gott ist für uns – wer will sich dann noch gegen uns stellen“ – mit Bibelzitaten wie diesem in Bussen, Bahnen und Leuchttafeln wirbt die Süddeutsche Plakatmission für den christlichen Glauben. Ihr Ziel beschreibt sie folgendermaßen: „Unser Ziel ist es, dass viele Menschen in unserer Zeit Jesus Christus in ihr Leben aufnehmen und dadurch Hoffnung für ihr Leben erhalten.“ Die Fraktion der „Linken/Piraten“ in der „Regionalversammlung“, dem Parlament der Region Stuttgart, das von 1,6 Millionen Wahlberechtigten gewählt wird, sieht diese Zitate als „teils evangelikale und aggressiv-missionarische Botschaften, … die in keiner Weise der Willkommenskultur der Region“ entsprächen. Der Fraktionsvorsitzende und Stuttgarter Stadtrat Christoph Ozasek sieht darin eine Herabsetzung von „religiösen oder weltanschaulichen Empfindungen“ anderer.

Die Fraktion fordert Richtlinien im öffentlichen Nahverkehr, die weltanschauliche Neutralität sicherstellen.

Auch die Evangelische Landeskirche, die die Plakataktion mit 12 200 Euro unterstützt, wird dafür kritisiert. Deren Sprecherin Wenke Böhm erklärte: „Das Grundgesetz garantiert das Recht, den Glauben frei zu bekennen. Religionen dürfen in der Öffentlichkeit sichtbar sein. Aus der Freiheit, einen Glauben nicht zu haben, ergibt sich kein Anspruch darauf, in der Öffentlichkeit nicht auf Bibelsprüche oder andere religiöse Erscheinungsformen zu treffen. Von einer Bedrängung oder einer staatlich zu verantwortenden Konfrontation ohne Ausweichmöglichkeit kann nicht die Rede sein.“ Ähnlich äußerten sich Vertreter der Ev. Allianz und der CDU-Fraktion. Der regionale Vorsitzende des Ev. Arbeitskreises der CDU (EAK), Jens Wätjen, äußerte: „Die Bibelsprüche stehen nicht im Gegensatz zum Verfassungsgebot der weltanschaulichen Neutralität. Auch andere Religionsgemeinschaften haben die Möglichkeit, in den S-Bahnen für ihre Sache zu werben.“

Im Jahr 2019 hatte die Deutsche Bahn eine religionskritische Werbe-Kampagne der Giordano-Bruno-Stiftung abgelehnt. Texte waren zum Beispiel: „Der Herr ist kein Hirte – und ich bin kein Schaf“ oder „Austreten, jetzt!“ Nach den Bahn-Richtlinien können religiöse Motive zugelassen werden, wenn die darin geäußerten Botschaften nicht fanatisch, extremistisch oder intolerant gegen andere Glaubensgemeinschaften seien. Nach Aussage eines Sprechers wurden die erwähnten Texte als intolerant eingestuft.

Quelle: Schwäbische Zeitung 19. und 21. 1. 2021