22.04.2020

Deutschland: Evangelische Allianz lehnt öffentlichen Muezzinruf ab

Evangelische Allianz in Krefeld wendet sich gegen Erlaubnis zur Proklamation des Muezzin öffentlich & per Lautsprecher

Krefeld (idea) – Die Evangelische Allianz Krefeld hat sich gegen die Genehmigung des öffentlichen Muezzinrufs in der Stadt ausgesprochen. Das geht aus einer Stellungnahme der Allianz hervor. Die Stadtverwaltung hatte am 16. April den Moscheegemeinden gestattet, den islamischen Gebetsruf täglich um 19 Uhr per Lautsprecher im Freien zu übertragen. Die Erlaubnis gilt befristet für die Zeit, in der Kirchen, Moscheen und Synagogen wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben müssen, erklärte Stadtsprecher Dirk Senger gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Sie solle ein Zeichen der Toleranz und der Empathie sein. Die Entscheidung sei im Einvernehmen mit den beiden großen Kirchen und der jüdischen Gemeinde in Krefeld getroffen worden.

Der Muezzinruf ist „eine Proklamation muslimischen Glaubens in der Öffentlichkeit“

Die Evangelische Allianz erklärte in ihrer Stellungnahme, beim Muezzinruf handele es sich nicht nur um einen Gebetsaufruf, sondern „um eine Proklamation muslimischen Glaubens in der Öffentlichkeit“. Dabei würden die Aussagen verkündet: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah“, „Ich bezeuge, dass Mohammed Allahs Gesandter ist“ und „Es gibt keine Gottheit außer Allah“. Dadurch werde der alleinige Anspruch Allahs vermittelt. Darüber hinaus werde Jesus Christus herabgewürdigt, weil er öffentlich unter den Propheten Mohammed gestellt werde. Der Muezzinruf sei deshalb nicht gleichzusetzen mit dem Glockenläuten christlicher Kirchen, das neutral zum Gebet einlade, ohne ein „Ärgernis für Andersgläubige“ zu enthalten. Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Was wird geschehen, wenn Christen per Lautsprecher in islamisch geprägten Straßen ausrufen: ,Jesus ist Gottes Sohn. Er ist an Karfreitag gekreuzigt worden und vom Tod auferstanden. Jetzt thront er im Himmel an Gottes rechter Seite.‘?“

Kirchenkreis: Muezzinruf ist Bekenntnis zum Monotheismus

Der Evangelische Kirchenkreis Krefeld-Viersen begrüßte dagegen die Erlaubnis des Muezzinrufs. Er spende ebenso wie das Läuten von Kirchenglocken „Trost und Stärkung in schwierigen Zeiten“, erklärte die Synodalbeauftragte für das Christlich-Islamische Gespräch, Katrin Meinhard, auf der Internetseite des Kirchenkreises. Es sei „ein gutes und wichtiges Indiz für ein gelingendes Zusammenleben in unserer Stadt“, dass Menschen im Gebet vereint seien. Darüber hinaus sei der islamische Gebetsruf „ein Bekenntnis zum Monotheismus, zum Glauben an einen Gott, wie wir ihn auch im Christentum haben“. Jesus werde auch im Islam als „Gesandter Gottes“ anerkannt. Die Bezeichnung Mohammeds als „Gesandter Gottes“ im Gebetsruf sei „eine muslimische Aussage, zu der wir Christen und Christinnen unterschiedliche Auffassungen vertreten“.

 

Christen könnten sie zum Anlass nehmen, muslimische Mitbürger zu fragen, „warum Mohammed ihnen wichtig ist“, und selbst erzählen, „was sie an Jesus schätzen“.