25.09.2020

Vereinigte Arabische Emirate: Eingeschränkte Religionsfreiheit

Auszug aus dem Artikel "muslimisch, moderat, modern" - israelnetz.com

Obwohl der Islam Staatsreligion ist, gewährt das Land eine gewisse Religionsfreiheit und zeigt sich im Vergleich zu anderen Ländern der Region toleranter. Es gibt Dutzende Kirchen, einige Tempel und eine Synagoge. Die erste Kirche wurde in Abu Dhabi bereits 1965 eingeweiht, noch vor der Staatsgründung. Viele Supermärkte haben abgetrennte Abteilungen. Dort bieten sie unter anderem für die Gastarbeiter Produkte aus Schweinefleisch und andere Waren an, die nicht den islamischen Speisevorschriften entsprechen. Dennoch prägt der Islam den Alltag. Die Mehrheit der Emiratis sind Sunniten (80 Prozent). Etwa 20 Prozent gehören dem schiitischen Islam an.

Das Jahr 2019 erklärten die VAE zum Jahr der Toleranz. Im Palast des Präsidenten in Abu Dhabi wurden aus diesem Anlass unter anderem neben dem Koran eine Bibel und jüdische Schriften ausgestellt. Dennoch sind Muslime und Christen nicht gleichgestellt. Missionierung und Abkehr vom Islam sind verboten. Muslimische Frauen dürfen keine Nichtmuslime heiraten. Auch bei Regierungskritikern hört die Toleranz auf. Hier drohen Gefängnis oder gar die Todesstrafe. Medien werden staatlich kontrolliert, es gibt keine Meinungsfreiheit. Auch Homosexualität oder Drogenhandel können mit der Todesstrafe geahndet werden.

Die Beziehungen zu Israel

Im August überraschten die Emirate mit der Ankündigung, volle diplomatische Beziehungen zu Israel aufzunehmen. Der erste Präsident der VAE, Scheich Sajed, bezeichnete den jüdischen Staat noch als „Feind der arabischen Welt“. 1972 erließen die VAE per Gesetz den Boykott Israels. Entsprechend kühl war jahrzehntelang das Verhältnis. Israelis durften nicht einreisen, israelische Flugzeuge den Luftraum der Emirate nicht überfliegen.

Doch etwa ab 2010 kam Bewegung in die Beziehungen. Als erster israelischer Minister besuchte der damalige Minister für nationale Infrastruktur, Usi Landau, die Emirate. In den folgenden Jahren nahm die Annäherung hinter den Kulissen ihren Lauf. Am 15. September 2020 besiegelten die Emirate im Garten des Weißen Hauses in Washington ihr Abkommen für volle Normalisierung der Beziehungen zu Israel.

Hinter der Einigung steckt vor allem, aber nicht nur, die gemeinsame Bedrohung durch den Iran. Israel hat in Bereichen wie Medizin, Landwirtschaft, Wasseraufbereitung oder Cybertechnologie viel zu bieten. Und es ist willens, dieses Wissen mit anderen zu teilen. Die Emirate können hier von den fortschrittlichen Technologien aus Israel profitieren. Auch sie wollen ihre Wüste zum Blühen bringen.

Scheinheilige Toleranz?

Viele Kritiker und Medien werfen den Emiraten eine scheinheilige Toleranz vor. Selbstverständlich müssen Menschenrechtsverletzungen kritisiert, volle Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung angestrebt werden. Doch ein Vergleich mit westlichen Ländern hinkt. Angesichts der Tatsache, dass es im Nahen Osten neben Israel keine weitere Demokratie gibt, stechen die Emirate trotz aller berechtigter Kritik in ihrer Region positiv hervor.

Von: Dana Nowak Quelle: israelnetz.com