26.02.2021

Pakistan: Christliches Ehepaar in der Todeszelle

Der Anwalt Saif ul Malook befürchtet einen langen Prozess

Lahore (IDEA) – Der Anwalt eines zum Tode verurteilten christlichen Ehepaares in Pakistan befürchtet einen ähnlich langwierigen Berufungsprozess wie im Falle seiner ehemaligen Mandantin Asia Bibi. Das äußerte Saif ul Malook (Lahore) gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Der Prozesstermin war für den 24. Februar angesetzt und wurde – wie schon so oft zuvor – verschoben. Zum Hintergrund: Das Ehepaar Shafaqat Emmanuel und Shagufta Kasuar sitzt seit April 2014 in der Todeszelle. Es soll SMS verschickt haben, die den Propheten Mohammed und den Koran verunglimpfen. Dabei können beide kaum lesen und schreiben. Der Ehemann wies die Vorwürfe zurück. Doch als die Behörden drohten, seine Ehefrau nackt durch die Straßen zu schicken, „gestand” er. Der Verurteilte ist an den Rollstuhl gefesselt. Das Paar hat vier minderjährige Kinder. Sie sind laut dem Menschenrechtsanwalt bei Verwandten untergebracht. Dass Richter solche Prozesse immer wieder verschieben sei nicht ungewöhnlich. Viele trauten sich nicht, ein gerechtes Urteil zugunsten solcher Angeklagten zu treffen. Grund dafür sei die Angst vor muslimischen Extremisten, die nicht nur eine Gefahr für die Richter, sondern auch für ihre Familien seien. Die Katholikin Asia Bibi saß wegen Blasphemievorwürfen – sie soll den Propheten Mohammed beleidigt haben – acht Jahre lang in der Todeszelle und war im Oktober 2019 freigesprochen worden. Mittlerweile lebt sie in Kanada.

Behandlung verweigert

Malook zufolge sitzt Shafaqat derzeit in derselben Zelle des Frauengefängnisses in Multan wie einst ihre Leidensgenossin Asia Bibi. Ihr Mann befinde sich im Zentralgefängnis in Faisalabad. Es gehe ihm körperlich sehr schlecht. Shagufta befinde seit 2004 im Rollstuhl. Mittlerweile könne er aber auch nicht mehr sitzen und sein Körper sei übersät von offenen Wunden. Das Gericht verwehre ihm jedoch die dringend benötigte Behandlung.

Wie ein Feind behandelt

Malook selbst ist Muslim. Er betreut nach eigenen Angaben mehrere christliche Mandanten, gegen die der Vorwurf der Blasphemie erhoben wurde. „Ja, ich bin Muslim, aber in erster Linie bin ich ein Mensch“, sagte er IDEA. Kein guter Anwalt könne Blasphemiefälle, wie sie häufig gegen hilflose Christen angestrengt würden, abweisen. Als Muslim würde er niemals jemanden vertreten, der sich tatsächlich der Beleidigung des Islams schuldig gemacht habe – sehr wohl aber fälschlich beschuldigte Christen. Seit der Verteidigung Asia Bibis lebe er unter Polizeischutz und werde von radikalen Muslimen wie ein Feind behandelt. Trotzdem will er sich weiter für Opfer von Blasphemievorwürfen einsetzen. Die Blasphemiegesetze in Pakistan sehen für die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe und für die Verunglimpfung des Korans lebenslange Haftstrafen vor. Menschenrechtlern zufolge ist es in dem muslimischen Land weit verbreitet, Andersgläubige fälschlicherweise der Blasphemie zu bezichtigen. Gründe dafür seien oft persönliche Rachegelüste oder religiöser Hass. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.