09.09.2021

Irak: Christen durch islamische Milizen bedroht

Menschenrechtler: Ihre Zahl könnte weiter schrumpfen

Mossul/Göttingen (IDEA) – Christen und andere Minderheiten im Irak müssen um ihre Zukunft bangen. Darauf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) am 9. September hingewiesen. Sowohl radikal-sunnitische als auch radikal-schiitische Milizen bedrohten das Überleben christlicher, jesidischer und anderer Minderheiten im Irak, erklärte der Nahostreferent der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. So hätten in einigen Gegenden von Mossul im Norden des Landes nur die Milizen das Sagen. Die staatlichen Sicherheitskräfte seien nicht Willens oder nicht in der Lage, diese Menschen zu schützen. Sido: „Ohne das Gefühl, in ihrer Heimat sicher zu sein, werden die wenigen noch dort lebenden christlichen Gläubigen auf Dauer nicht bleiben.“

Milizen bereichern sich am Eigentum von Minderheiten

In einigen Stadtteilen von Mossul und manchen Regionen der Provinz Ninawa hätten die Milizen die vollständige Kontrolle. Ihre Anführer bereicherten sich am Handel mit staatlichem oder privatem Eigentum, insbesondere den Immobilien, die Angehörigen von Minderheiten gehörten. Diese Geschäfte seien eine wichtige Finanzierungsquelle für die Milizen. Dadurch würden zudem Menschen von außerhalb angesiedelt, durch die sich die ethnische und religiöse Zusammensetzung der ursprünglich christlichen Regionen erheblich verändere. Sido: „Christliche und andere ethnische und religiöse Minderheiten wären mit dem Status einer Minderheit in heute mehrheitlich muslimischen Gesellschaften zufrieden, wenn ihre Rechte gesichert wären. Die Minderheiten sowie Frauen aller Ethnien werden aber bereits benachteiligt und sehen ihre wenigen verbliebenen Rechte gefährdet.“ Im Irak leben nach Schätzungen nur noch zwischen 150.000 und 250.000 Christen. Ihre Zahl war unter anderem aufgrund von Vertreibungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ stark gesunken.