01.01.2021

Deutschland: "Mitbeten ist notwendig"

Kirchenrat Klaus Rieth von der ELKW berichtete vor der Synode über die weltweit zunehmende Einschränkung der Religionsfreiheit.

IIRF-D/Tübingen/01.01.2021. "Wir dürfen den Fundamentalisten, die die Freiheit hassen, nicht das Feld überlassen" – diese Forderung der ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, Dr. Margot Käßmann, unterstrich Kirchenrat Klaus Rieth in seinem Bericht über weltweite Verfolgungssituationen. Er bezeichnete den Fundamentalismus als das größte Motiv für die stark zunehmende Bedrängung religiöser Minderheiten. Christen hätten darunter im hohen Maß zu leiden. Daneben stünden nationalistische, politische, stammesrechtliche, ethnische und wirtschaftliche Motive. Dies zeigte er u. a. am Beispiel des jüngsten Konflikts in der Region Bergkarabach. "Einfache Antworten oder Patentrezepte gibt es nicht". Rieth rief auf, für ein besseres Verständnis solcher Situationen "auch die Expertise der ökumenischen Geschwister zu nutzen" und sich mit den Menschen vor Ort abzustimmen. Neben konkreter Hilfe sei "unser Mitdenken und vor allem unser Mitbeten" notwendig. Derzeit seien 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Terror, Folter, Hunger, Vertreibung und Verfolgung – neun Millionen Menschen mehr als im Vorjahr, so Rieth. Mit Blick auf Griechenland, die Türkei und Italien appellierte er an die EU: "Ein Kontinent, der sich als christliches Abendland bezeichnet, sollte hier deutlicher seine Aufgabe gegenüber den Notleidenden wahrnehmen, als das derzeit der Fall ist. Ansonsten sind die sogenannten Werte der europäischen Wertegemeinschaft nicht das Papier wert, auf dem sie stehen." In der Aussprache äußerten sich mehrere Synodale tief bewegt über das Leiden, das Menschen wegen ihres Glaubens erleben. Klaus Rieth wies darauf hin, dass öffentliche Solidarität in Verfolgungssituationen immer wieder zum Erfolg geführt habe. Hans Ulrich Probst (Tübingen) warnte vor einer vorschnellen Solidarität mit Armenien im Konflikt um die Region Bergkarabach, da hier nationale Rechte verletzt werden könnten.

 

Quelle: www.elk-wue.de; Bericht aus der Synode der Ev. Landeskirche Württemberg 26.-28. 11. 2020