01.01.2021

Weltweit: Blasphemiegesetze sind immer noch auf der ganzen Welt verbreitet

Eine Handvoll Länder, allen voran Pakistan, Iran und Russland, sind die eifrigsten Vollstrecker

IIRF-D/Tübingen/01.01.2021.  Überall auf der Welt werden Menschen angegriffen, inhaftiert, gefoltert und gelegentlich hingerichtet, weil sie etwas gesagt oder getan haben, das die religiöse Überzeugung eines anderen beleidigt. In der Regel ist es der Staat, der solche Taten der Blasphemie bestraft, oft aber ist es auch der gewalttätige Mob, der diese Taten begeht, und die beiden Formen der Vergeltung lassen sich nicht vollständig voneinander trennen. Das ist das düstere Bild, das ein neuer Bericht über Blasphemiegesetze der United States Commission on International Religious Freedom zeichnet, ein überparteiliches Gremium, das sowohl vom Kongress als auch vom Präsidenten mit der Überwachung der Gewissensfreiheit in der ganzen Welt beauftragt ist.

Die Studie, die 674 Fälle von staatlicher Durchsetzung von strafrechtlichen Blasphemiegesetzen zwischen 2014 und 2018 analysierte, fand heraus, dass die große Mehrheit von nur zehn Ländern durchgeführt wurde: in absteigender Reihenfolge Pakistan, Iran, Russland, Indien, Ägypten, Indonesien, Jemen, Bangladesch, Saudi-Arabien und Kuwait. Von diesen sind alle außer Russland und Indien Länder, in denen der Islam (oder zumindest der Monotheismus, in Indonesien) im politischen System verankert ist und von der großen Mehrheit der Menschen befolgt wird. Diese beiden Ausreißer sind eine Erinnerung daran, dass die harte Anwendung von Blasphemiegesetzen nicht auf die islamische Welt beschränkt ist. Theoretisch sind die russische und die indische Verfassung religiös neutral, aber in der Praxis überwiegt jeweils ein Glaube (das orthodoxe Christentum bzw. der Hinduismus), und sowohl religiöse Minderheiten als auch Säkularisten klagen über Diskriminierung. Russland hat Dutzende von Zeugen Jehovas sowie Anhänger mystischer islamischer Bewegungen verhaftet.

Quellen: The Economist/ USCIRF 14. Dezember 2020