05.01.2021

Pakistan: 12-jährige Christin von Gruppe vergewaltigt. Familie fordert Gerechtigkeit

Die Eltern haben mit Unterstützung von Human Rights Focus Pakistan (HRFP) Anzeige erstattet. Die Polizei verzögert die Ermittlungen und versucht, die Familienmitglieder zum Schweigen zu bringen. Einer der drei Angreifer, der nach der Vergewaltigung floh, wurde identifiziert. Der Vater: "Geprägt von Scham", hat sich das Verhalten der Nachbarn "radikal verändert". Die junge Komal wird nicht mehr in der Lage sein, "ein normales Leben zu führen"

AKREF/Tübingen/Sheikhupura/05.01.2021. AKREF verurteilt zusammen mit pakistanischen Aktivisten und Menschenrechtsbewegungen, darunter Human Rights Focus Pakistan (HRFP), die Vergewaltigung der 12-jährigen Christin Komal Gulzar bei einem Entführungsversuch im Distrikt Sheikhupura im Punjab. Wie Shafique Khokhar von AsiaNews berichtet, geht die Geschichte auf den vergangenen 28. Dezember zurück, aber das vollständige Bild wird erst jetzt in seiner ganzen dramatischen Brutalität deutlich.

Dank der Intervention von HRFP-Aktivisten zeigte die Familie das Verbrechen bei der Polizei an, nachdem Komals Onkel, Youhana Masih, Anzeige erstattet hatte. Die Polizei leitete jedoch keine Ermittlungen ein, und auch eine Woche nach den Ereignissen gab es bisher keine Verhaftungen; im Gegenteil, der Druck der Polizei, die Berichte der Familienmitglieder zum Schweigen zu bringen, wird immer größer.

AsiaNews interviewte die Eltern des Mädchens, ihren Vater Gulzar Masih und ihre Mutter Nasreen Gulzar, die immer noch erschüttert sind von der brutalen Gewalt, die ihre Tochter erlitten hat, aber entschlossen, Gerechtigkeit zu suchen.

Hier der Tathergang: 

Die Familie reiste am 28. Dezember zur Hochzeit von Youhana Masihs Tochter in das Dorf Kukar Gil. Unterwegs wurden sie von drei Männern verfolgt. Gegen 19 Uhr, als sie ihr Ziel fast erreicht hatten, griffen die bewaffneten Männer zu. Die Angreifer fesselten die Familienmitglieder mit Stricken an den Straßenrand und schleppten die junge Komal auf ein nahegelegenes Feld. Die Männer misshandelten das Mädchen wiederholt, das verzweifelt schrie und - vergeblich - versuchte zu entkommen. In der Zwischenzeit gelang es ihren Eltern, sich zu befreien. Den Schreien folgend, kamen sie ihrer Tochter zu Hilfe, während die Vergewaltiger bereits geflohen waren.

Die Personalien von einem der drei sind bekannt, die beiden anderen sind noch nicht identifiziert worden. 

Gulzar Masih sagt, "unsere Familie ist nicht mehr frei, um" im Dorf und im Herkunftshaus in Würde zu leben. "Wir fühlen uns von Scham gezeichnet", fährt er fort, "denn das Verhalten der Menschen uns gegenüber hat sich radikal verändert. Die Regeln, die hier herrschen, erlauben es Komal nicht mehr, ein normales Leben zu führen".

Zu den erlittenen physischen und psychischen Verletzungen kommt die soziale Stigmatisierung trotz der erlittenen Gewalt hinzu. Und das Mädchen, so warnt der Vater, lebt "unter der ständigen Bedrohung, ein zweites Mal entführt zu werden" und bei der Erinnerung an die Vergewaltigung "beginnt sie wieder zu schreien".

Naveed Walter, Präsident von Human Rights Focus Pakistan, weist auf die anhaltende Zunahme von sexueller Gewalt, Entführungen und Zwangskonvertierungen gegen junge christliche Mädchen hin. Die meisten von ihnen sind noch minderjährig wie Komal Gulzar. Einmal entführt, werden sie in der Regel sofort zum Islam zwangskonvertiert, wie es bei Arzoo Raja geschah (wir berichteten), unter der Komplizenschaft einer allgemeinen Gleichgültigkeit - wenn nicht gar Duldung - der Institutionen, der Polizei und selbstgefälliger (muslimischer) religiöser Führer, die in solchen Fällen die islamische Eheschließunge vollziehen.