05.08.2020

Libanon: Explosion in Beirut: Für die Opfer beten und sie unterstützen

Über 100 Menschen wurden getötet, mehr als 4.000 verletzt

Beirut (idea) – Mit einem Aufruf zu Gebet und Unterstützung haben Kirchenleiter auf die Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut reagiert. Über 100 Menschen wurden getötet, mehr als 4.000 verletzt. Über 100 Personen gelten noch als vermisst. Die Explosion soll durch rund 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat in einer ungesicherten Lagerhalle ausgelöst worden sein. Die dann folgende Druckwelle zerstörte auch in 20 Kilometer Entfernung noch Fensterscheiben. Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes teilten mit, sie beteten für die Seelen der Toten, die Genesung der Verletzten sowie für die Stabilität und den Wohlstand des Landes. Auch Papst Franziskus rief zum Gebet und zur Unterstützung der Opfer auf. Leitungsverantwortliche in Politik, Religion und Gesellschaft müssten einen Beitrag zur Bewältigung dieser tragischen und schmerzhaften Situation leisten. Die Hilfsorganisation World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) teilte mit, dass zwei ihrer Mitarbeiter bei der Explosion leicht verletzt wurden, sich aber in einem stabilen Zustand befänden. Das Werk ist nach eigenen Angaben seit 1975 im Libanon tätig, um sowohl der lokalen Bevölkerung als auch den syrischen Flüchtlingen zu helfen.

Evangelische Kirche in Beirut durch Explosion stark beschädigt

Wie die Evangelische Mission in Solidarität (EMS/Stuttgart) mitteilte, wurden bei der Explosion auch die „Nationale Evangelische Kirche von Beirut“ (NECB), deren Gemeinderäume sowie die benachbarte Theologische Hochschule („Near East School of Theology“) stark beschädigt. Sämtliche Fenster seien zerstört worden und einige Decken eingestürzt. Angaben zu Verwundeten unter den Kirchenmitgliedern und den Studenten könnten noch nicht gemacht werden. Allerdings lebten viele Mitglieder im Zentrum Beiruts. Die EMS äußerte sich ferner besorgt über die aktuellen Entwicklungen. Der Libanon befinde sich in einer wirtschaftlichen und politischen Krise, die Armut nehme zu und es gebe Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze. Zudem sei das Land erheblich getroffen von einem starken Anstieg der Covid-19-Infektionen. Die NECB ist aus der Arbeit von US-Missionaren entstanden, die 1848 in den Libanon kamen. Sie ist Mitglied der EMS. Die Theologische Hochschule gilt laut EMS als wichtigste Ausbildungsstätte der evangelischen Kirchen im Nahen Osten.

Israelische Hilfe ist unerwünscht

Derweil hat das Galiläa-Krankenhaus (Naharija) im Norden Israels Hilfe bei der Versorgung von Verletzten angeboten. Der Direktor, Massad Brahum, sagte in einem Radiobeitrag auf Arabisch, jeder werde behandelt und das Krankenhaus gesund verlassen. Auch der israelische Präsident Reuven Rivlin sprach dem libanesischen Volk auf Twitter sein Mitgefühl aus und bot ebenfalls die Hilfe seines Landes an. Von libanesischer Seite wurden die Angebote jedoch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zurückgewiesen. Regierungsvertreter hätten deutlich gemacht, dass der Libanon „keine Hilfe von einem feindlichen Staat“ annehme. Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die beiden Nachbarländer noch im Krieg. Libanesen sind jegliche Kontakte mit Israelis verboten. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) unter Berufung auf „Orient le Jour“ schrieb, sollen mit Unterstützung aus Katar und dem Irak drei Feldkrankenhäuser mit einer Kapazität von je 500 Betten aufgebaut werden. Von den rund sechs Millionen Bewohnern des Libanon sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Deutschland etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge. Rund 60 Prozent sind Muslime und 39 Prozent Christen.