06.01.2020

Irak: Iran-USA-Konflikt: Irakische Geistliche fürchten erneuten Krieg

Patriarch Sako ruft zum Dialog zwischen Konfliktparteien auf

Bagdad (idea) – Irakische Kirchenvertreter fürchten einen erneuten Krieg. Auslöser dafür ist die Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani im irakischen Bagdad durch die USA am 3. Januar. Wie „Vatican News“ berichtet, äußerte der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, Kardinal Louis Raphael I. Sako (Bagdad), in einer Stellungnahme, dass die Menschen im Irak unter Schock stünden und befürchten müssten, „dass sich der Irak eher zu einem Schlachtfeld entwickelt als zu einem souveränen Heimatland, das in der Lage ist, seine Bürger und seinen Reichtum zu schützen“. Er forderte, einen Runden Tisch einzuberufen, „damit alle betroffenen Parteien einen vernünftigen und zivilisierten Dialog führen können, der dem Irak die unerwarteten Folgen spart“. Es ist nicht das erste Mal, dass Sako vor einem Krieg warnt. Laut „Vatican News“ hatte er wiederholt in den vergangenen Monaten angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran zum Dialog aufgerufen. Die Region könne „keinen weiteren katastrophalen Krieg ertragen, in dem jeder Verlierer ist, besonders die unbewaffneten und armen Menschen“, so Sako. Ähnlich sieht dies der Bagdader chaldäisch-katholische Weihbischof Mar Shlemon Warduni. Gegenüber „Vatican News“ sagte er, ein erneuter Krieg würde für die irakische Bevölkerung und die dortigen Christen furchtbar sein. Es seien immer die Schwächsten, die für die Konsequenzen eines bewaffneten Konflikts zahlten.

Bischof von Kirkuk: Beten für Ruhe und Frieden

Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Mirkis, fürchtet, dass die Tötung Soleimanis die irakische Bevölkerung spalten könnte. Die seit Monaten anhaltende Protestwelle von Regierungskritikern in Bagdad und im Süden des Irak hatte sich unter anderem gegen den zunehmenden Einfluss des Iran in ihrem Land gerichtet. Andererseits nahmen am 3. Januar Tausende Iraker an einem Trauermarsch zu Ehren Soleimanis in der irakischen Hauptstadt teil, unter ihnen zahlreiche Politiker. „Während der Weihnachtstage haben wir für Frieden auf Erden gebetet, und der Zeitpunkt dieses Racheaktes seitens Amerikas stürzt uns in große Sorge über das, was kommen wird“, so Weihbischof Warduni gegenüber der Nachrichtenagentur Catholic News Service (London). „Wir beten einfach, dass die Situation ruhig und friedlich bleibt.“ Laut Warduni ist die Lage in Bagdad und im Süden des Landes angespannter. In Kirkuk und der Region Kurdistan sei es bislang noch ruhig. Soleimani stand der iranischen Elitetruppe Al-Kuds-Brigaden vor. Wie es aus irakischen Sicherheitskreisen hieß, trafen die vom US-Militär abgefeuerten Raketen am Flughafen von Bagdad einen Fahrzeugkonvoi der proiranischen Hasched-al-Schaabi-Milizen. Der religiöse Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, drohte anschließend mit „schwerer Vergeltung“.