06.10.2020

Brandanschlag auf Kirche, Polizei und Wohnhaus

Marbach: Dekan Dr. Ekkehard Graf: Mutmaßlicher Täter handelte in psychischem Ausnahmezustand

unser AKREF Mitarbeiter Dekan Dr. Ekkehard Graf

Marbach (idea) – Auf drei Gebäude in Marbach am Neckar, darunter die evangelische Stadtkirche, sind in der Nacht auf den 3. Oktober Brandanschläge verübt worden. Das teilte das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit. Der bereits gefasste Tatverdächtige soll außerdem noch jeweils einen selbstgebauten Sprengsatz gegen ein Wohnhaus und schließlich an die Eingangstüren des Polizeireviers geworfen haben. Die Polizisten konnten den Tatverdächtigen nach kurzer Verfolgung festnehmen und das Feuer am Revier löschen. Auch der Brand an der Stadtkirche wurde von herbeieilenden Anwohnern rasch bekämpft. Als die Feuerwehr eintraf, brannte das Mehrfamilienhaus jedoch bereits vollständig. Vier Bewohner sowie zwei Helfer wurden leicht verletzt und mussten medizinisch versorgt werden. Bei dem Brandanschlag auf das Polizeirevier erlitten zwei Polizisten leichte Verletzungen. Der mutmaßliche Täter ist laut Polizeiangaben ein 42-Jähriger mit deutscher Staatsangehörigkeit, der die Beamten beleidigt sowie polizei- und fremdenfeindliche Parolen von sich gegeben hat.

Ein Dekan im Rettungseinsatz

Zu den beteiligten Rettungskräften gehörte auch der evangelische Dekan des Kirchenbezirks Marbach, Ekkehard Graf. Er ist ehrenamtliches Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Marbach und war mit drei anderen Feuerwehrleuten mit Atemschutz im brennenden Gebäude, um noch vermisste Personen zu suchen und den Brand zu bekämpfen. Erst in einer Einsatzpause konnte er den Schaden an der angrenzenden Stadtkirche gemeinsam mit der Polizei begutachten. Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea zeigte er sich dankbar dafür, dass bei den Anschlägen niemand ernsthaft verletzt worden sei. „Gott sei Dank hat der Täter in psychischem Ausnahmezustand und nicht in krimineller Absicht gehandelt.“ Von kirchenfeindlichen Motiven gehe er nicht aus. „Hätte der Mann geplant, die Kirche niederzubrennen, hätte er überlegter gehandelt.“ Da der Brandsatz nicht ins Innere gelangt sei, habe Schlimmeres verhindert werden können. „Wir können die Stadtkirche sogar weiterhin der eritreisch-orthodoxen Gemeinde Marbach zur Verfügung stellen, da der Kirchenraum nur minimal betroffen ist.“ In den Sommermonaten feiere die evangelische Gemeinde ihre Gottesdienste in der Alexanderkirche und überlasse sie währenddessen den eritreischen Christen. Aktuell rechne man mit einem Sachschaden von rund 10.000 Euro. Die evangelische Kirchengemeinde Marbach hat 4.200 Gemeindeglieder.