07.09.2020

Deutschland: „Marsch für das Leben"

Evangelischer Kirchenleiter sendet Grußwort - Kundgebung, Umzug und Gottesdienst finden am 19. September in Berlin statt

Berlin (idea) – Als bisher einziger Kirchenleiter innerhalb der EKD hat sich der sächsische Landesbischof Tobias Bilz (Dresden) mit einem Grußwort hinter den „Marsch für das Leben“ am 19. September in Berlin gestellt. Dazu werden Tausende Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet. Veranstalter ist der Bundesverband Lebensrecht (Berlin). Der Lebensschutz bekomme angesichts der Corona-Pandemie eine neue Bedeutung, erklärte Bilz in einem gemeinsamen Grußwort mit dem katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers. „Es ist wichtig, dass wir unsere Stimme erheben, wenn es um den Schutz des Lebens am Anfang und am Ende des Menschseins geht“, so die Kirchenleiter. Dazu trage auch der „Marsch für das Leben“ bei, dem beide Gottes Segen wünschten. Der frühere Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), schrieb in einem Grußwort, er bete für einen gesegneten Verlauf des diesjährigen Marsches. „Möge er dazu dienen, dass der vermeintliche gesellschaftliche Konsens aufgebrochen wird, der dem Selbstbestimmungsrecht der Frau vor dem Lebensrecht des Kindes den Vorrang gibt. Wenn nur einige umdenken, ist schon Leben gerettet.“

Rückhalt von römisch-katholischer Kirche und Freikirchen

Starken Rückhalt findet der Marsch bei der römisch-katholischen Kirche. Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), schrieb in seinem Grußwort, durch den Einsatz der Teilnehmer könne „uns bewusster werden, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, das nie seinen Wert verliert und um das es sich zu kämpfen lohnt.“ Der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, schrieb: „Das Leben ist Geschenk Gottes, der alle Menschen liebt, wir Menschen müssen das Leben ehren, achten und schützen.“ Durch den Marsch machten die Teilnehmer diese Botschaft öffentlich. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović (Berlin), übermittelte die Grüße von Papst Franziskus. Weitere Grußworte schickten der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Passauer Bischof Stefan Oster. Der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden Deutschland (FeG), Ansgar Hörsting (Witten), erinnerte in seinem Grußwort an die enorme Disziplin, mit der in den vergangenen Monaten Schwache und Alte vor der Corona-Pandemie geschützt worden seien. „Diese Haltung wünsche ich mir auch beim Schutz des ungeborenen Lebens.“ Grußworte übermittelten außerdem der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland und Präses des Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Christoph Stiba (Wustermark bei Berlin), der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover) und der Leiter des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, der Evangelist Ulrich Parzany (Kassel).

 

Kelle: Im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig

Die katholische Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle kritisierte in ihrem Grußwort, Deutschland bringe „für jeden Schwerverbrecher mehr Verständnis und Rechte auf als für ein unschuldiges Kind im Mutterbauch“. Dabei sei das vermeintliche Recht, das eigene Kind töten zu dürfen, „möglicherweise die größte Pervertierung, die man uns Frauen im Namen der Emanzipation nach wie vor versucht zu verkaufen“. Der „Marsch für das Leben“, sei deshalb „im wahrsten Sinne des Wortes und gerade jetzt lebenswichtig.“ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer (Wetzlar), bezeichnete es in seinem Schreiben als „Aufgabe der Politik, den Frauen und Familien zu helfen, die sich in einer für sie schwierigen persönlichen Situation befinden, ihnen Mut und Zuversicht zu geben, dass es so unendlich wichtig ist, werdendem Leben eine Chance zum Erleben dieser Welt zu geben“. Bereits am 18. September veranstaltet der Bundesverband Lebensrecht in Berlin eine Fachtagung unter dem Thema „Lebensbejahende Bindungen – Grenzen von Autonomie und Selbstbestimmung“.

Bislang über 800 Anmeldungen

Im vergangenen Jahr hatten sich an dem Marsch rund 5.300 Personen beteiligt. Die Veranstaltung beginnt mit einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor. Danach findet ein drei Kilometer langer Schweigemarsch statt. Den Abschluss bildet ein ökumenischer Gottesdienst, der vom (katholischen) Erzbischof des Erzbistums Berlin, Heiner Koch, geleitet wird. Auch der (katholische) Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat sein Kommen zum „Marsch für das Leben“ zugesagt. Wie die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, Alexandra Maria Linder (Weuspert/Sauerland) der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, wird es aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen einige Besonderheiten geben. So ist eine Masken- und Abstandsregelung vorgesehen. „Für alle Fälle werden wir ‚Ich bin Mensch’-Schlauchschals vorrätig haben“, so Linder. Zudem habe der Verband erstmals die Teilnehmer gebeten, sich im Vorfeld anzumelden, auch wenn bislang keine behördliche Obergrenze festgesetzt sei. Linder zufolge liegen bereits über 800 Anmeldungen vor – „Tendenz schnell steigend“. Der Marsch werde außerdem per Livestream im Internet übertragen.