09.01.2021

China: Pekinger Behörden schließen alle 155 Gemeinden

Die Entscheidung wurde trotz der Tatsache getroffen, dass religiöse Aktivitäten in den Gemeinden keine Infektionen zur Folge hatten. Strenge Maßnahmen und ständige Kontrollen haben viele Priester dazu veranlasst, ihre Kirchen zu Weihnachten zu schließen. In den sozialen Medien werden Katholiken beschuldigt, das Virus zu verbreiten, ein Vorwurf, der von der Patriotischen Katholischen Vereinigung zurückgewiesen wird. Die Behörden behaupten, den "illegalen Aktivitäten" der Untergrundkirchen einen Riegel vorgeschoben zu haben.

AKREF/Tübingen–Peking/09.01.2021.  Wie Wang Zhicheng von AsiaNews berichtet, haben die Behörden der Stadt Peking alle 155 religiösen Einrichtungen in der Hauptstadt geschlossen, "um die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu verhindern". Die Entscheidung wurde gestern auf einer Pressekonferenz im Informationsbüro der Stadtverwaltung Peking bekannt gegeben.

Zusammen mit der örtlichen "Vereinigten Front" und dem Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten beschloss die Stadtverwaltung von Peking, dass "von nun an alle 155 religiösen Stätten in der Stadt für die Außenwelt geschlossen und kollektive religiöse Aktivitäten ausgesetzt sind."

Seltsamerweise bestätigte das Informationsbüro, dass "bisher keine neuen Lungenentzündungen und keine Verdachtsfälle in den 155 religiösen Zentren unserer Stadt aufgetreten sind" und dass das gesteckte Ziel von Null Ansteckungen erreicht wurde."

Kirchen und Tempel sind – wie der chinesischen Bevölkerung im Allgemeinen – seit Januar 2020 einer drastischen Abriegelung unterworfen. Erst im Juli durften sie wieder öffnen, nachdem Einkaufszentren, Geschäfte, Märkte und Kinos schon eine Weile wieder geöffnet waren, allerdings unter sehr strengen Auflagen: weniger Gottesdienstbesucher, soziale Distanzierung, Fiebermessen, kürzere Gottesdienste etc., um eine Ansteckung zu vermeiden.

Das Informationsbüro der Stadtverwaltung Peking räumte auch ein, dass "während wichtiger religiöser Feiertage, wie der Geburt Buddhas, Eid al-Fitr, Weihnachten und anderer religiöser Feiertage, die religiösen Aktivitäten an verschiedenen Orten stabil und geordnet blieben".

In der Tat entschieden sich viele katholischen Priester aufgrund der strengen Auflagen und der ständigen Besuche der Polizei dafür, ihre Kirchen geschlossen zu halten und stattdessen Gottesdienste im Internet zu veranstalten.

Die drastische Entscheidung Pekings scheint durch eine neue Welle von mehr als 300 COVID-19-Fällen ausgelöst worden zu sein, die letzte Woche in Hebei, insbesondere in der Provinzhauptstadt Shijiazhuang, gemeldet wurden.

Nach Angaben des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention ereignete sich der jüngste Ausbruch in einer ländlichen Gegend, in der mindestens einmal pro Woche religiöse Versammlungen stattfinden.

Einige anonyme Beiträge in sozialen Medien haben Katholiken beschuldigt, das Virus zu verbreiten. In einer Stellungnahme wies die Shijiazhuang Patriotic Catholic Association (patriotische katholische Vereinigung) diese Behauptung als falsch zurück und stellte fest, dass die Diözese nichts mit der Verbreitung des Virus zu tun hat und dass bisher nur ein Katholik aus Shijiazhuang positiv für COVID-19 bestätigt wurde".

Trotzdem bleiben Kirchen und Tempel geschlossen und die Behörden haben versprochen, "spezielle Untersuchungen über illegale religiöse Aktivitäten in ländlichen Gebieten durchzuführen, illegale religiöse Aktivitäten einzudämmen und das Risiko einer Ausbreitung der Epidemie zu verhindern."

Für einige Christen in der Hauptstadt ist klar: die Behörden nutzen die Pandemie, um Untergrundgemeinden auszulöschen, die mit über einer Million Mitgliedern die Mehrheit der Christen in Hebei ausmachen.