09.09.2020

Weißrussland: Internationalem Renovabis Kongress

Katholischer Erzbischof ruft zum Gebet für sein Heimatland auf

Freising (idea) – Zum Gebet für Belarus hat der römisch-katholische Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, aufgerufen. Er sprach am 8. September zum Auftakt eines internationalen Kongresses des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis (Freising bei München). Wegen der Corona-Pandemie findet der bis zum 10. September dauernde Kongress online statt. Der Vorsitzende der Belarussischen Bischofskonferenz wurde aus Polen zugeschaltet, weil ihm sein Heimatland die Wiedereinreise nach einem privaten Aufenthalt im Nachbarland verweigert hatte. Kondrusiewicz erklärte, dass die katholische Kirche sich keinesfalls in die Politik einzumischen gedenke. Allerdings werde sie weiterhin im Interesse ihrer eigenen Gemeinden handeln, dabei aber auch das Wohl der gesamten Bevölkerung im Blick behalten. Etwa zehn Prozent der 9,5 Millionen Einwohner von Belarus sind römisch-katholisch.

Demonstranten fordern Neuwahlen

Bei der am 9. August beendeten Präsidentschaftswahl hatte der seit 1994 regierende Herrscher von Belarus, Alexander Lukaschenko, nach offiziellen Angaben rund 80 Prozent der Stimmen erhalten. Doch an dem Ergebnis gibt es erhebliche Zweifel. Zehntausende Bürger gehen seitdem auf die Straße, werfen dem Regime Wahlfälschung vor und fordern Neuwahlen. Inzwischen haben sich die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Katholischen Bischofskonferenzen Europas der Forderung von Renovabis angeschlossen, das Einreiseverbot gegen den Minsker Erzbischof aufzuheben.

Die EU darf den Wahlausgang nicht anerkennen

Die Belarus-Expertin Astrid Sahm (Berlin) von der Stiftung Wissenschaft und Politik erklärte auf der Tagung, dass es für Deuschland und die Europäische Union kaum Möglichkeiten gebe, die politische Lage in Belarus zu beeinflussen. Denn die Machthaber verweigerten jeglichen Dialog. Allerdings müsse die EU dabei bleiben, den Wahlausgang nicht anzuerkennen und damit Präsident Lukaschenko nicht zu legitimieren.

Renovabis fördert kirchliches Leben in ehemals kommunistischen Ländern

Renovabis ist eine Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken für Menschen in 29 Ländern in Mittel- und Osteuropa. Das 1993 gegründete Hilfswerk hat nach eigenen Angaben bisher rund 24.250 Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern mit einem Gesamtvolumen von 767 Millionen Euro gefördert. Der Name des Werks stammt aus der lateinischen Übersetzung von Psalm 104, Vers 30: „Du (Gott, Anm. d. Red.) erneuerst das Antlitz der Erde.“ Hauptgeschäftsführer von Renovabis ist Pfarrer Christian Hartl.