10.09.2020

Pakistan: Christ wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt

Anwalt Saif-ul-Malook sieht darin einen Racheakt des Arbeitgebers

Lahore (idea) – In Pakistan hat ein Gericht einen Christen wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Bei dem Mann handelt es sich um Asif Pervaiz. 2013 hatte der Strumpfwarenhändler Saeed Ahmed Khokhar, ein Muslim, den vierfachen Vater angezeigt und behauptet, Pervaiz habe Textnachrichten mit gotteslästerlichem Inhalt über den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed versendet. Der 37-jährige Christ sitzt aufgrund dieser Vorwürfe bereits seit Oktober 2013 in Haft. Wie der katholische Nachrichtendienst CNA berichtet, sieht der Anwalt des Verurteilten, Saif-ul-Malook, in den erhobenen Anschuldigungen einen Racheakt gegen seinen Mandanten: Khokhar habe seinen Angestellten Pervaiz angezeigt, nachdem sich dieser geweigert habe, zum Islam überzutreten. Khokhar bestritt das vor dem Gericht in Lahore (Provinz Punjab). Das Gericht verurteilte Pervaiz zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 250 Euro, einer dreijährigen Haftstrafe wegen Telefonmissbrauchs und nach dem Verbüßen der Haftzeit zum Tod durch den Strang. Malook zeigte sich gegenüber dem Internetportal „Morning Star News“ entsetzt darüber, dass das Gericht trotz der dünnen Beweislage gegen seinen Mandanten ein so hartes Urteil gefällt habe, und kündigte an, in Berufung zu gehen. Der Anwalt – selbst ein Muslim – hatte bereits die ehemals zum Tode verurteilte Katholikin Asia Bibi verteidigt.

Menschenrechtsanwältin: Neue Ära der Verfolgung angebrochen

Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony sieht in dem Urteil den Beginn einer neuen Ära der Verfolgung religiöser Minderheiten. Die Akzeptanz von Gewalt gegen Personen, die der Gotteslästerung beschuldigt werden, nehme zu. Erst am 29. Juli habe der 15-jährige Faisal Khan den pakistanischstämmigen US-Bürger Tahir Naseem in einem Akt der Selbstjustiz in einem Gerichtsgebäude in Peschawar erschossen. Naseem war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre wegen Blasphemievorwürfen in Haft. Nach der Verhaftung Khans hätten sich Tausende für seine Freilassung eingesetzt und ihn als „heiligen Krieger“ verherrlicht. Zusätzlich habe sich vor einigen Jahren eine Gruppe muslimischer Anwälte im Punjab formiert, die potenziellen Klägern in Blasphemiefällen kostenlosen Rechtsbeistand anböten. Einer der führenden Köpfe sei Ghulam Mustafa Chauhdry. Er sei in einem Großteil solcher Prozesse involviert. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.