13.08.2020

Deutschland: Vandalismus an Feldkreuzen aufgeklärt

Sieben Täter ermittelt – Sie handelten aus Zerstörungswut

Ansbach (idea) – Eine Serie von Vandalismus an zehn Feldkreuzen in Mittelfranken ist aufgeklärt. Seit April hatten sieben ortsansässige Täter im Gebiet Ansbach, Gunzenhausen, Feuchtwangen und Bechhofen offenbar aus „Lust am Zerstören“ die teils historischen Kreuze mit Kruzifixen beschädigt, sagte Staatsanwalt Christian Eberlein am 13. August in Ansbach vor Journalisten. Ein religiöses Motiv der teils polizeibekannten und vorbestraften Täter werde ausgeschlossen. Diese Serie hebe sich aber von normaler Sachbeschädigung ab. Laut Eberlein fuhr die Gruppe aus Männern und Frauen immer nachts ziellos durch die Gegend. Ohne Hilfsmittel und mit „hoher Krafteinwirkung“ hätten die Beschuldigten die teils über 100 Jahre alten Feldkreuze zertrümmert und von ihren Betonsockeln gestoßen. Auch Bushäuschen, mehrere Hochsitze und Sitzbänke aus Beton fielen dem Zerstörungsdrang zum Opfer. Sie wollten „umdekorieren“, zitierte der Staatsanwalt den Jargon der Beschuldigten. Der Rädelsführer, ein 43-jähriger vorbestrafter Mann aus der Region, habe bei Vernehmungen über die Kruzifixe gesagt: „Da hängt wieder so ein Jupp anne Latt.“ Lattenjupp steht in Mundart für Jesus. Auf die Spur der Gruppe kam die Polizei nach einer Zeugenaussage. Im Verlauf der Ermittlungen wurde die Frau dann selbst als Mittäterin ermittelt. Der Sachschaden liegt bei rund 30.000 Euro. Die beschädigten Feldkreuze werden von den Eigentümern rekonstruiert. Der Leiter der Ermittlungseinheit, Polizeihauptkommissar Rolf-Rüdiger Kühnhold, führt den Ermittlungserfolg maßgeblich auf den „engagierten Einsatz“ einer Polizeihauptmeisterin zurück. Die Beamtin, die ungenannt bleiben möchte, brachte vier Hauptbeschuldigte zum Geständnis, darunter den Anführer. Die Ermittlungen dauern an.

Täter machen „kaputt, was Menschen etwas bedeutet“

Feldkreuze, auch Wege- oder Flurkreuze genannt, stehen an Weg- und Straßenkreuzungen, am Feldrand oder im Wald. Die Täter machten „kaputt, was Menschen etwas bedeutet“, sagte der stellvertretende Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Stefan Bauer (Nürnberg), im Pressegespräch. Die Erbauer hätten die Kreuze nach Glaubenserfahrungen und aus Dankbarkeit gegenüber Gott für eine Bewahrung aufgestellt und über Jahrzehnte hinweg gepflegt. Aufgrund dieser emotionalen Verbundenheit wiege für ihn daher der Fall schwerer als eine kaputte Parkbank. Bauer appellierte an die Bevölkerung, bei der Aufklärung von Vandalismus mitzuhelfen. Denn sieben von zehn der jährlich rund 10.000 Sachbeschädigungen in Mittelfranken blieben unaufgeklärt. Deutschlandweit gibt es pro Jahr 550.000 Fälle. Nur in jedem vierten Fall würden die Täter ermittelt.