15.07.2020

Türkei: Fragen zur Religionsfreiheit

Nach Kritik an der Umwidmung der Hagia Sophia: AKP veröffentlicht Dossier zur Religionsfreiheit

Ankara (Fides) - Angesichts zahlreicher negativer Reaktionen auf die Umwidmung der antiken bzyantinischen Kirche Hagia Sophia in Moschee erstellte die Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Rekordzeit ein Dossier zur Religionsfreiheit in der Türkei. Das Memorandum wurde von der Menschenrechtsabteilung der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (auf Türkisch: “Adalet ve Kalkınma Partisi” - AKP) veröffentlicht, die von Erdogan 2001 als konservative islamistischen Partei gegründetwurde, zusammengestellt und veröffentlicht. Das Dossier dokumentiert alle Verbesserungen die sich laut AKP in den letzten 18 Jahren, also seit der Machtübernahme der Erdogan-Partei, in der Türkei für das Leben nichtmuslimischer Glaubensgemeinschaften in der Türkei ergeben haben. Das von der türkischen Presse zitierte Dossier bezieht sich unter anderem auf die staatliche Unterstützung von Schulen und Bildungseinrichtungen in Trägerschaft christlicher Minderheiten und der jüdischen Gemeinde, deren Schüler von der erforderlichen islamischen Religionsprüfung befreit wurden und zu höheren Studiengängen zugelassen werden. Der Bericht dokumentiert ebenso, dass die meisten Gebäude und Grundstücke, die einst kirchlichen Institutionen oder anderen Religionsgemeinschaften gehörten und nach dem Ende des Osmanischen Reiches vom türkischen Staat beschlagnahmt wurden, größtenteils an die Stiftungen zurückgegeben wurden, die den Religionsgemeinschaften gehören. Verschiedene Minderheiten und die armenische Gemeinde erhielten Erstattungen für 400 dem Staat zur Verfügung stehende Immobilien. Darüber hinaus wurden, so das Dossier, in den letzten drei Jahrzehnten mehrere Kirchen restauriert und für den Gottesdienst in der Türkei geöffnet, und die Verwaltung von Kirchen und Moscheen wurde direkt den Stiftungen der verschiedenen religiösen Minderheiten übertragen.
Zu Beginn des Jahres 2020 hatte der neu gewählte armenisch-apostolische Patriarch von Konstantinopel Sahak II Masalyan gegenüber der türkischen Presse gesagt: "Alle Minderheiten in der Türkei sind sich einig: Unter der Regierung der AKP-Partei erleben wir die friedlichste und glücklichste Zeit seit der Gründung der türkischen Republik." Der armenische Patriarch hatte in seinem Lob für die von Recep Tayyip Erdogan im Hinblick auf die Lebensbedingungen der Minderheiten, insbesondere an die im Jahr 2008 vorgenommene Änderung im Stiftungsgesetz erinnert. Sahak II., der am 11. Dezember 2019 zum Patriarchen gewählt wurde, fügte hinzu, dass "das Problem der Minderheiten von ausländischen Mächten immer als Argument benutzt wurde, um sich bereits damals in die Angelegenheiten des Osmanischen Reiches einzumischen", und dass man im Moment zufrieden sein könne, „über die Unterstützung, die wir vom Staat erhalten; wir haben engen Kontakt zu unserem Präsidenten. Minister besuchen uns oft und der Präfekt von Istanbul schenkt uns immer seine wohlwollende Aufmerksamkeit."
(GV) (Fides 15/7/2020)