17.06.2020

Myanmar: Hilfe für schutzlose Kinder

Myanmar gehört zu den Ländern mit der höchsten Anzahl von Kindersoldaten. In einigen Gebieten erwarten Rebellengruppen von Christen, dass sie alle ihre Kinder an sie abgeben als Strafe für ihren Glauben an Jesus.

(HMK) Kan und seine Frau Maiah nehmen Kinder auf, die ihnen von ihren Eltern anvertraut werden, weil sie in Gegenden leben, in denen Rebellen christlichen Familien ihre Kinder wegnehmen. Bei den Rebellen werden diese Kinder zwangsverheiratet oder zu Kindersoldaten  ausgebildet. Bei Kan und Maiah jedoch können sie behütet und im Glauben aufwachsen.

Nachdem Kan 2009 sein Theologiestudium abgeschlossen hatte, stellte ihm ein Freund eine gezielte Frage: „Würdet ihr euch um zwei Jungen kümmern?“ Die beiden Jungen, fünf und sieben Jahre alt, kamen aus zwei Familien, deren Eltern gerade frisch zum Glauben gekommen waren und die nun befürchten mussten, dass bewaffnete Rebellen ihnen die beiden wegnahmen. Diese Familien lebten in einer Gegend, in der Rebellengruppen aktiv sind und es üblich ist, dass jede Familie ihnen ein Kind überlässt, das dann als Kindersoldat zu kämpfen hat. Familien von Christen werden oft dazu gezwungen, alle ihre Kinder herzugeben – als eine Bestrafung dafür, dass sie Christen sind.

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts hatte Myanmar die größte Anzahl an Kindersoldaten weltweit. Man schätzt, dass etwa 20 Prozent der 350.000 Soldaten des Landes zu dieser Zeit Kinder waren. Während Jungen vor allem von Rebellengruppen aber auch von der nationalen Armee rekrutiert werden, stehen Mädchen in von Rebellen kontrollierten Gebieten in der Gefahr, gegen ihren Willen verheiratet oder nach China verschleppt zu werden.

Kan betete und fragte Gott, wie er helfen sollte. Doch drei Tage später, noch bevor Kan seinem Freund eine Antwort gegeben hatte, tauchte dieser mit den beiden Jungen bei ihm zu Hause auf. "Es war ein Schock und eine Überraschung für mich", erinnert sich Kan lächelnd. Als er erfuhr, dass einer der Jungen keinen Vater hatte, dämmerte ihm, dass die Anfrage seines Freundes vielleicht eine Gebetserhörung war. „Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Ich weiß also, wie schwer es ist, keinen Vater zu haben“, erklärt er. „Wann immer ich einem Kind ohne Elternteil begegne, versuche ich irgendwie zu helfen und, wenn es einen Weg gibt, ihm ein Vater zu sein.“

Kan und seine Frau Maiah hatten schon fünf eigene Kinder im Alter von eins bis dreizehn Jahren. Sie wussten nicht, wie sie für noch zwei weitere Kinder aufkommen sollten, aber sie vertrauten darauf, dass Gott sie mit allem, was nötig war, versorgen würde. Also beschlossen sie, die beiden Jungen wie ihre eigenen Kinder zu lieben, sie im Glauben an Jesus Christus zu erziehen und ihnen Bildung zu ermöglichen.

Die zwei Jungen blieben bei Kan und Maiah bis zum Jahr 2011, als sie schließlich wieder zu ihren Eltern zurückkehren konnten. Zwei Jahre später – das Ehepaar hatte gerade dabei geholfen, eine Gemeinde in einer Gegend zu gründen, in der viele Missionare lebten – nahmen sie vier weitere Kinder auf. „Bitte nehmen sie meine Tochter, sie muss von hier verschwinden, sonst wird sie zwangsverheiratet“, sagte einer der Missionare damals zu ihnen.

Kan und Maiah kümmern sich liebevoll um die Kinder und wollen ihnen den Weg zu Jesus zeigen – ganz anders, als die Rebellen es tun würden. „Wenn sie bei uns ankommen“, erklärt Kan, „sage ich ihnen: ‚Willkommen in der Familie. Fühlt euch wie Zuhause! Aber ihr müsst wissen, dass nicht ich es bin, der für euch sorgt und sich darum kümmert, dass ihr zu Essen habt und alles andere bekommt, was ihr benötigt. Das ist Gott. Deshalb beten wir zu ihm und werden auch zusammen mit euch mehr über ihn lernen.“

„Zu sehen, wie sie geistlich wachsen, ist der schönste Teil unserer Arbeit“, fährt Kan fort. „Mein Versprechen ist, sie so zu behandeln, wie meine eigenen Kinder. Ich möchte, dass sie alles miteinander teilen. Praktisch ist das nicht immer einfach. Meine Frau und ich geben uns große Mühe, das Richtige zu tun.”

Auch wenn die Kinder lange Zeit von ihren Eltern getrennt sind, genießen sie es, mit den anderen Kindern zusammen ein Teil der großen Familie von Kan und Maiah zu sein. Zurzeit kümmern sich die beiden um sieben Kinder – neben ihren eigenen drei Kindern, die noch zu Hause leben. Sie haben über die Jahre hinweg noch 17 weiteren Kindern geholfen, das jüngste war drei, das älteste 15 Jahre alt. Wenn sie zurückblicken, dann überwältigen sie Freude und Dankbarkeit: Bisher hat Gott immer treu für sie gesorgt und ihren Auftrag, für Kinder christlicher Familien zu sorgen, bestätigt.

 

„Wir haben das Gefühl, es nicht verdient zu haben, so weit gekommen zu sein, aber vor allem danken wir dem Herrn dafür, dass er uns geholfen hat, uns um diese Kinder zu kümmern – dass sie ihn besser kennenlernen, eine Ausbildung erhalten und Teil unserer Familie sein konnten", sagt Kan. "Wir preisen den Herrn für seine Fürsorge und seine Führung. Für uns sind sie wie unsere eigenen Kinder.“

Wir unterstützen ehemalige Buddhisten, die zum christlichen Glauben konvertiert sind und deshalb unter anderem von fanatischen Buddhisten bedroht werden. Wir helfen bei Gemeindegründungen und stehen ihnen mit Glaubenskursen zur Seite.

Der zwölfjährige Peter, dessen Eltern Bauern und Missionare in einem von bewaffneten Konflikten zerrissenen Gebiet sind, sagt, dass er in vielerlei Hinsicht Fortschritte gemacht hat. Wenn er bei seinen Eltern geblieben wäre, hätte er wahrscheinlich als Kindersoldat geendet. Stattdessen leitet er nun den Lobpreis, eine Gebetsgruppe und den Kindergottesdienst einer Gemeinde. „Als ich bei meinen Eltern auf dem Dorf lebte, konnte ich weder lesen noch Gitarre spielen. Inzwischen liebe ich beides. In meiner Beziehung zu Jesus bin ich auch sehr gewachsen.“ Peter möchte einmal Ingenieur werden.

Aye Chan Mae ist zehn Jahre alt und lebt seit zwei Jahren bei Kan und Maiah. Sie ist dankbar für die Fürsorge, die vielen Geschwister unter einem Dach und dass sie sich geistlich weiterentwickeln kann. „Wir halten Andachten, wir lernen sehr viel über Gott und wie man die Bibel liest“, erklärt sie. „Jeden Sonntagmorgen sagen wir Bibelverse auf und singen gemeinsam.“ Wäre sie nicht in der Obhut von Kan und Maiah, hätte man sie wohl schon längst als Kinderbraut verschleppt

Maiah findet, das es das Schönste ist, einfach Zeit mit den Kindern zu verbringen: „Das Wichtigste ist, dass sie Jesus kennen und Gott lieben lernen.“ Und Kan hat versprochen, ohne Unterlass für die Kinder da zu sein – so, wie sein himmlischer Vater ununterbrochen für ihn da war. „Ich sage immer zu ihnen: ‚Ich werde stets dein Vater sein, bis zu meinem letzten Atemzug!‘