18.06.2020

Irak: Zukunft christlicher Gemeinden

Chaldäischer Patriarch will mit christlichen Parteien über die Zukunft christlicher Gemeinden im Irak beraten

Baghdad (Fides) – Bei einem "außerordentlichen" Treffen will der chaldäische Patriarch mit christlichen Parteien und Organisationen des Landes die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krisen erörtern, die die Präsenz christlicher Gemeinden im heutigen Irak gefährden. Kardinal Louis Raphael Sako nennt in einer offiziellen Verlautbarung des Patriarchats auch die Themen des hypothetischen Treffens: Es soll unter anderem um die bevorstehenden Wahlen und das sich rasch ändernde demografische Gleichgewicht in der Ninive-Ebene (in der christlicher Gemeinden ursprünglich angesiedelt waren) und die Migrationsströme gehe, die die Präsenz von Christen in den Ländern des alten Mesopotamien schwinden lassen. Auf der Tagesordnung des Treffens sollte nach Ansicht des Patriarchen auch das Gesetz zum Personenstatus stehen, da es im Irak weiterhin zu sektiererischer Diskriminierung kommt. Der Patriarch zitiert in diesem Zusammenhang Schulbücher, die andere Glaubensgemeinschaften diskriminieren, und erinnert auch an die undurchsichtigen Operationen, im irakischen Parlament die Sitze besetzt wurden die Christen vorbehalten sind.
In den kommenden Tagen werden sich die verschiedenen politischen und sozialen Organisationen mit christlichem Hintergrund voraussichtlich zum Vorschlag des chaldäischen Patriarchen äußern. In der Vergangenheit war es immer wieder zur kontroversen Debatten gekommen bei denen unter anderem auch christlicher Politiker die Initiativen des chaldäischen Patriarchats als Ausdruck exzessiven Aktivismus im politischen Bereich bezeichneten. Im vergangenen November wurde zum Beispiel das Treffen des chaldäischen Patriarchen mit den Demonstranten verurteilt, die wochenlang auf der Straße ihre Unzufriedenheit gegen die irakische Regierung und die politischen Institutionen zum Ausdruck brachten (siehe Foto). Danach dementierte das chaldäische Patriarchat "irreführenden Darstellungen" dieser Begegnung in den Medien und sozialen Netzwerken im Irak und der Patriarch bekräftigte in diesem Zusammenhang seinen Wunsch, alle Komponenten der Gesellschaf zu unterstützen, die Förderung einer authentischen Rechtsstaatlichkeit im Irak beitragen können.
(GV) (Fides 18/6/2020)