19.09.2020

Deutschland: „Marsch für das Leben“: Jeder Mensch ist einmalig

Knapp 3.500 Teilnehmer kamen nach Veranstalterangaben nach Berlin

Berlin (idea) – Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat beim „Marsch für das Leben“ in Berlin die Einmaligkeit jedes Menschen hervorgehoben. Er sagte am 19. September im ökumenischen Abschlussgottesdienst vor dem Brandenburger Tor, dass kein Mensch eine Kopie sei. Deshalb setze man sich für das Lebensrecht eines jeden Menschen ein. Da könnten keine Grenzen gezogen werden: „Weder vor der Geburt noch am Ende des Lebens.“ Veranstalter des Marsches ist der Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss von zwölf Organisationen. Nach seinen Angaben beteiligten sich an der überparteilichen und ökumenischen Kundgebung knapp 3.500 Personen unter Wahrung der Corona-Abstandsregeln und mit Masken. Im Vorjahr waren es rund 8.000 Teilnehmer. Im Gegensatz zu 2019 gelang es den Gegendemonstranten nicht, den „Marsch für das Leben“ vorübergehend durch eine Sitzblockade zu unterbrechen. Die Gegendemonstranten versammelten sich sowohl auf der anderen Seite des Brandenburger Tores, als auch später beim Marsch in den Seitenstraßen. Sie skandierten immer wieder „Eure Kinder werden so wie wir“, „Hätte Maria abgetrieben, wäret ihr uns erspart geblieben oder „My body, my choice, raise your voice“ (Mein Körper, meine Entscheidung, erhebt eure Stimme).

Parzany über Landesbischof Meister: „Ist der Mann noch bei Trost?“

Der Evangelist und Vorsitzende des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), kritisierte bei der Kundgebung die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe. Es hatte das Verbot gekippt, weil es ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben gebe. Das sei ein „Dammbruch“, bedauerte Parzany. Zudem habe der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, behauptet, der Mensch habe auch theologisch gesehen ein Recht auf Selbsttötung. Zudem halte es Meister für möglich, dass auch in kirchlichen Einrichtungen dazu Hilfe gegeben werden könne. Dazu Parzany: „Ist der Mann noch bei Trost?“ Gegen menschliche Vermessenheit schütze nur der Glaube an den lebendigen Gott. Durch Jesus könne jeder Mensch wissen, dass er von Gott gewollt, geschaffen und geliebt sei. Er garantiere „unverlierbare Menschenwürde“, so Parzany.

 

 

Singhammer: Auch ungeborene Kinder sind Teil der Schöpfung

Der frühere Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) sagte, dass der Mensch die Krönung der Schöpfung sei. Wer diese schützen wolle, könne auch das ungeborene Leben nicht ausschließen: „Kinder sind immer Teil der Schöpfung: Die geborenen und die ungeborenen.“ An die Gegendemonstranten gewandt sagte er, dass das Eintreten für den Schutz des Lebens nichts mit Hass und Hetze zu tun habe, sondern Versöhnung und Frieden bedeute. Die blinde Sängerin und katholische Theologiestudentin Bernarda Brunovic äußerte den Wunsch, dass Frauen in der Schwangerschaft nie allein gelassen werden. Wenn sie wüssten, dass sie bei Herausforderungen Unterstützung bekommen, falle es ihnen leichter, sich für das Kind zu entscheiden. Brunovic stammt aus Kroatien und lebt nun in der Schweiz. Die Bundesvorsitzende der „Jugend für das Leben“, Fabiola Kaminski, rief Jugendliche auf, sich aktiv für das Leben einzusetzen.

Zahlreiche katholische Bischöfe schickten Grußworte

Unter den Teilnehmern waren die katholischen Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie Weihbischof Florian Wörner (Augsburg). Im Vorfeld hatte der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), im Namen der Bischofskonferenz ein Grußwort an die Teilnehmer geschickt. Ebenso grüßten die (katholischen) Erzbischöfe Ludwig Schick (Bamberg), Hans-Josef Becker (Paderborn), Stephan Burger (Freiburg) und Stefan Heße (Hamburg) sowie die Bischöfe Helmut Dieser (Aachen), Stefan Oster (Passau) und Karl-Heinz Wiesemann (Speyer). Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović (Berlin), übermittelte die Grüße von Papst Franziskus.

Geringe Unterstützung der evangelischen Landeskirchen

Gering fiel hingegen die Unterstützung der evangelischen Landeskirchen aus. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beteiligte sich nicht mit einem Grußwort und evangelische Bischöfe waren nicht bei dem Marsch vertreten. Grußworte schickten die evangelischen Landesbischöfe Frank Otfried July (Stuttgart) und Tobias Bilz (Dresden), der sich gemeinsam mit dem katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, äußerte. Auch der frühere Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), schickte Grüße.

Welche Freikirchenleiter Grußworte schickten

Grußworte schickten ferner der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland und Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), der Generalsekretär der Allianz, Reinhardt Schink (Bad Blankenburg/München), und der Politikbeauftragte der Allianz, Uwe Heimowski (Berlin/Gera), der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), Christoph Stiba (Wustermark), der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting (Witten), der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover), der Gesamtleiter der Anskar-Kirche Deutschland Alexander Hirsch (Marburg), und der Vorsitzende des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg „Die Apis“, der Pfarrer und Journalist Steffen Kern (Walddorfhäslach).