05.12.2008
Indien: Christen in Orissa befürchten Gewalt zum Weihnachtsfest
NEU-DELHI, 5. Dezember 2008 – Die Christen im indischen Orissa brauchen weiter Gebet und Unterstützung, denn sie fürchten an Weihnachten erneut Angriffe von extremistischen Hindus. Die Christen blicken mit Angst auf das Weihnachtsfest, meldete der Informationsdienst Compass Direct. Auf einer Großveranstaltung am 15. November in Delhi hetzten führende Hindus gegen Christen und forderten die Einstellung aller kirchlichen Aktivitäten an Weihnachten. Jeder, der somit die Geburt Jesu öffentlich feiert, könnte angegriffen werden.
Christen fürchten eine weitere Welle der Gewalt. Der Präsident der Laxmanananda-Saraswati-Kondolenz-Gesellschaft (SLSSS) Ratnakar Chaini werde „mit Zähnen und Klauen" gegen die Bekehrungen von Hindus vorgehen, sagte er auf der Kundgebung. Alle christlichen Konvertiten werde man zum Hinduismus „zurückbekehren"; deshalb sollten Hindus gegen jeden vorgehen, um unsere Religion und Kultur zu schützen.“
Während der Weihnachtszeit im vergangenen Jahr kam es bereits zu brutalen Angriffen gegen Christen in Orissa. Seit dem Ausbruch der Gewalt nach der Ermordung eines Hinduführers im August 2008 wurden laut einem Bericht einer Untersuchungskommission einer kommunistischen Partei im Bezirk Kandhamal von Orissa mindestens 500 Menschen, zumeist Christen, getötet und mindestens 4 500 Häuser und Kirchen zerstört. Tausende flohen aus ihren Dörfern und suchten Schutz in Notaufnahmelagern.
Wie kirchliche Leiter bei einem Gespräch auf Ministerebene sagten, würden Hindus Christen nur dann erlauben, wieder in ihre Orte zurückzukehren, wenn sie Hindus werden. Die Christin Lalita Digal, 45, wurde am 25. November in Kandhamal getötet, nachdem sie aus einem Notaufnahmelager wieder in ihr Dorf zurückgekehrt war, um ihr Reisfeld abzuernten. Die Landesverwaltung habe christliche Flüchtlinge gezwungen, die Notlager zu verlassen, obwohl die Christen kein Haus mehr haben, in das sie zurückkehren können, berichtete eine christliche Gruppe vor Ort.
Die Zustände in den Lagern sind prekär. Einem Bericht der Evangelical Fellowship of India zufolge starb der Christ Leunsio Digal am 24. November, da die nötigen Medikamente für seine Versorgung fehlten. Am 22. November schoss die Polizei in einem Dorf am Rande von Kandhamal auf zwei Christen, die in der Dunkelheit mit einer Taschenlampe nach ihrem verstreuten Vieh suchten. Junesh Badaraita starb und Karnel Badaraita wurde schwer verletzt. Die Polizisten unterstellten, die Christen seien Maoisten, die zu einem Ausbildungslager der Naxaliten (Maoistische bzw. marxistisch-leninistische Revolutionäre) gehören. Dorfbewohner wiesen das zurück und sperrten eine Straße, so dass Regierungsbeamte nicht in ihre Büros gehen konnten. Nach Angaben des Gesamtrats indischer Christen (GCIC) hat die Bezirksverwaltung der Familie der Toten eine Entschädigung versprochen und den Polizeitrupp suspendiert.
Compass Direct