08.12.2008

Malediven: Reformen in der Politik, aber nicht bei der Religionsfreiheit

AKREF/JJ - 08.12.2008 - Am Samstag, 29. November kündigte das Ministerium für islamische Angelegenheiten an, eine Website zu blockieren, die laut Aussage des Ministeriums der Verbreitung des Christentums unter den Bewohnern der Malediven dient.  Der Zugang zu dieser Website in der Landessprache Dhivehi und in Englisch (www.sidahitun.com) konnte innerhalb weniger Tage von den Malediven aus nicht mehr aufgerufen werden.

Der für seine hetzerischen Predigten bekannte islamische Geistliche Sheikh Ibrahim Fareed Ahmed hatte zuvor ein Verbot aller antiislamischen Webseiten gefordert und begründete dies mit den Worten: „Obwohl wir eine islamische Gesellschaft sind, ist der Glaube mancher Malediver an den Islam nicht stark. Wenn sie Zugang zu solchen Webseiten haben, könnte dies eine negative Auswirkung haben, weil ihr Glaube an den Islam nicht stark ist.“ Ähnlich äußerte sich Sheikh Usman Abdulla, der sich für ein Verbot aller antiislamischen Aktivitäten aussprach, darunter auch für ein Verbot aller Internetseiten, die für das Christentum werben.

Die Verfassung der Malediven gewährt Gedanken- und Meinungsfreiheit nur in dem Maße, in dem keine Lehre des Islam verletzt wird und das „Gesetz zum Schutz der religiösen Einheit“ (Gesetz Nr. 6/94) sieht einen Schutz vor allen antiislamischen Aktivitäten auf den Malediven vor.

Am 29. Oktober wurde auf den Malediven Geschichte geschrieben, als durch freie und faire demokratische Wahlen ein friedlicher Machtwechsel erreicht wurde. Maumoon Abdul Gayoom, ein islamischer Gelehrter, der die Malediven etwa 30 Jahre diktatorisch regiert hatte, wurde in einer Stichwahl für das Präsidentenamt durch den ehemaligen politischen Gefangenen und Vertreter von Reformen Mohammad Nasheed von der Demokratischen Partei der Malediven besiegt. Nasheed hatte sich vor den Wahlen für umfassende Reformen und den Schutz der Menschenrechte ausgesprochen. „Unser Land bewegt sich in Richtung Veränderung. Niemand sollte daran zweifeln. Wir entkommen der Zensur der Meinungsfreiheit und lassen heute die Barrieren gegen die Menschenrechte hinter uns”, sagte er. Die unabhängige maledivische Nachrichtenagentur Minivan News bemerkte am 3. Dezember kritisch: „Es hat vielleicht einen Regierungswechsel gegeben, aber bisher hat sich das noch nicht auf den Bereich der Religion ausgewirkt.“

Der Grund dürfte in der uneinheitlichen Struktur der Demokratischen Partei der Malediven liegen. Geeint wurde diese durch die Opposition gegen Diktator Gayoom, doch die Zukunftsvisionen innerhalb der Partei unterscheiden sich erheblich. Einige Mitglieder streben Reformen im Sinne einer westlichen Demokratie an, während andere einen noch intoleranteren fundamentalistischen Islam anstreben. Der religiös-fundamentalistische Flügel der Partei verfügt über beachtliche Macht. Als dieser sich vehement gegen die Nominierung von Dr. Aminath Jameel als Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten aussprach, und die Ablehnung damit begründete, dass die Kandidatur einer Frau für ein hohes Staatsamt „unislamisch“ sei, zog Nasheed, der selbst für die Gleichberechtigung der Geschlechter eintritt, die Nominierung zurück. Weiters ging Nasheed, um die Präsidentenwahl gewinnen zu können, eine Koalition mit der kleinen islamisch fundamentalistischen Adaalath Partei ein.

Es ist zu befürchten, dass es eine Abmachung zwischen den demokratischen Kräften und den islamischen Hardlinern gibt, ähnlich wie in Saudi Arabien, wo den islamischen Hardlinern die vollständige Kontrolle über die Religion als Gegenleistung für Frieden, politische Sicherheit und die religiöse (islamische) Legitimierung der Regierungspartei eingeräumt wird. Dafür spricht die Nominierung von Dr. Abdul Majeed Abdul Bari zum Minister für islamische Angelegenheiten. Dieser Vertreter der radikalen Adaalath Partei vertritt die Meinung, dass Personen, die vom Islam zu einer anderen Religion konvertieren, hingerichtet werden sollen, tritt für Amputationen als Strafe für bestimmte Formen von Diebstahl ein und hält Musik für verboten (http://www.minivannews.com/news_detail.php?id=4462)

Was ist mit den versprochenen Reformen passiert? Reformen sind sichtbar, aber nur in der Politik, und nicht im Bereich der Religionsfreiheit.

Quelle: WEA-RLC, Deutsche Fassung: Österreichische Evangelische Allianz / Arbeitskreis Religionsfreiheit