26.07.2008

Deutschland: Streit um Religionsunterricht

Hans-Jürgen Abromeit: Es bleibt beim kirchlichen Religionsunterricht

Deutschland: Streit um Religionsunterricht

Hans-Jürgen Abromeit: Es bleibt beim kirchlichen Religionsunterricht

G r e i f s w a l d (idea) - 26.07.08 - In Mecklenburg-Vorpommern wird es auch in Zukunft kirchlichen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen geben. Das versicherte der pommersche Landesbischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) gegenüber idea.

In dem Bundesland ist eine Kontroverse um den Religionsunterricht entstanden. Ein Initiativkreis will bis 2011 ein Pflichtfach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" (LER) nach brandenburgischem Vorbild anstreben und den kirchlichen Religionsunterricht zu einem "zusätzlichen Wahlangebot" herabstufen. Diese, so Abromeit, "Privatmeinung einiger" habe für die Schulpolitik des Bundeslandes keine ernsthafte Bedeutung. Dem Grundgesetz zufolge habe der Staat keine Deutungshoheit in Fragen der Religion und Weltanschauung. Auf diesem Gebiet sei der Unterricht an den Schulen nicht staatlich organisiert, sondern werde von den Kirchen und Religionsgemeinschaften gestaltet - und dabei werde es auch in Mecklenburg-Vorpommern bleiben, so der Bischof.

Konfessionslose besuchen Religionsunterricht

Wie Cornelia Mikolajczyk, Dozentin und Gemeindepädagogin am Theologisch-Pädagogischen Institut der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (Schwerin), gegenüber idea ausführte, hat sich in Mecklenburg-Vorpommern der Religionsunterricht in den letzten zehn Jahren flächendeckend entwickelt. Während vor zehn Jahren 17 Prozent der Schüler am kirchlichen Religionsunterricht teilgenommen hätten, sein es mittlerweile 54 Prozent, darunter viele Kinder und Jugendliche aus konfessionell nicht gebundenen Familien. Diesen Schülern sage der kirchliche Religionsunterricht besser zu als das Ersatzfach "Philosophie für Kinder", an dem 31,6 Prozent der Schüler teilnähmen. 13,4 Prozent besuchten einen anderen Ersatzunterricht. Der Religionsunterricht habe also eine unangefochtene Spitzenstellung erreicht, so Frau Mikolajczyk. Derzeit werde er noch einstündig erteilt, geplant sei eine Erhöhung auf zwei Wochenstunden. Die beiden evangelischen Landeskirchen in Mecklenburg-Vorpommern unternähmen große Anstrengungen bei der Aus- und Fortbildung von Religionspädagogen. Allerdings würden staatlicherseits zu wenige Religionslehrerstellen ausgeschrieben; besonders in den Berufschulen herrsche ein Mangel.

Politiker pro Religionsunterricht

Laut einer Meldung der Schweriner Volkszeitung vom 25. Juli ist die Forderung nach Abschaffung bzw. Zurückstufung des Religionsunterrichts auf scharfe Kritik in beiden Volksparteien gestoßen. "Dies wird mit der CDU nicht zu machen sein", versicherte der Chef der CDU-Fraktion im Schweriner Landtag, Armin Jäger.  Die im Religionsunterricht vermittelten Werte bildeten das Fundament für eine demokratische und tolerante Gesellschaft. Auch die SPD-Fraktion distanzierte sich vom "Initiativkreis LER 2011", der vor allem von Personen aus dem Umfeld des atheistischen Humanistischen Verbands Mecklenburg-Vorpommern getragen wird. Die Einführung von LER als eines verbindlichen staatlichen Werteunterrichts sei für die SPD-Fraktion "zurzeit kein Thema", sagte SPD-Fraktionssprecherin Julia Hasse. Ende der vergangenen Legislaturperiode hatten alle im Schweriner Landtag vertretenen Parteien - einschließlich der PDS - eine Erklärung abgegeben, in der sie sich erfreut über die Entwicklung des Religionsunterrichts zeigten.