19.06.2008

Jordanien: Sharia-Gericht löst Ehe eines Christen wegen Abfall vom Islam auf

Nach Angriff von Muslimen flüchtete Mohammad Abbad aus Jordanien

Jordanien: Sharia-Gericht löst Ehe eines Christen wegen Abfall vom Islam auf

Nach Angriff von Muslimen flüchtete Mohammad Abbad aus Jordanien

ISTANBUL, 19. Juni 2008 (Compass Direct News) - In Jordanien hat ein Sharia-Gericht von Nordamman die Ehe eines ehemaligen Muslims annulliert. Die Ehe von Mohammad Abbad (40) wurde am 22. April wegen Apostasie bzw. Verlassens des Islam aufgelöst. Der 40-jährige Christ floh im März mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern aus Jordanien, nachdem seine Familie von Verwandten eines anderen Konvertiten angegriffen wurde. „Die Ehe ist an das islamische Glaubensbekenntnis gebunden. Ein Apostat hat demnach kein Glaubensbekenntnis", so die richterliche Begründung. Richter Faysal Khreisat sieht Abbads Abfall vom Islam und seine Hinwendung zum Christentum als erwiesen an, berichtet der Informationsdienst Compass Direct.

Im jordanischen Strafrecht ist Konversion nicht untersagt; die Verfassung des Landes garantiert Religionsfreiheit ebenso wie das Internationale Bündnis für bürgerliche und politische Rechte. Der Islam jedoch, die offizielle Religion Jordaniens, verbietet den Übertritt zu einer anderen Religion. Scharia-Gerichte, die in Familienrechtsfällen entscheiden, entziehen Konvertiten bei Apostasie alle bürgerlichen Rechte. „Ich kann diesen Fall nicht gewinnen, solange ich dabei bleibe, zum Christentum übergetreten zu sein", schrieb Abbad nach Ankunft in einem europäischen Land, wo er Asyl beantragt hat. Abbad und sein zehnjähriger Sohn wurden am 23. März zu Hause angegriffen, als die Verwandten eines anderen Konvertiten, der bei Abbad wohnte, das Haus stürmten. Laut ärztlichem Befund der jordanischen Universitätsklinik erlitt Abbad Kopf- und Brustverletzungen.

  

Freie Entscheidung

Sein Vater hatte Abbad wegen Apostasie angezeigt und das Sorgerecht für seine Enkelkinder beantragt. Abbad, einer der wenigen Konvertiten aus dem Islam in Jordanien, sei nach eigenen Angaben als junger Mann Christ geworden. Seit 1993, während er als Gastarbeiter im Ausland tätig war, habe er seinen Glauben festigen können und sei darin „gewachsen“. - „Ich hatte eine Begegnung mit dem Herrn Jesus, der mein Leben verändert hat, mein Herz mit Liebe erfüllt und mir die Gnade gegeben hat, das Leben zu genießen." 1994 heiratete Abbad eine Jordanierin aus christlicher Familie, mit der er zwei Kinder hat. Als Abbad im Jahr 2000 nach Jordanien zurückkehrte, behauptete sein Vater, „verdächtige Organisationen" würden Abbad dafür bezahlen, Christ zu bleiben. Der Vater empfahl dem Rest der Familie, ihn zu meiden. Wie Abbads Vater, glaubten viele Jordanier und auch Regierungsbeamte, ausländische Christen würden Muslime für eine Bekehrung zum Christentum bezahlen, heißt es.

  

Hintergrund:

Im November 2006 hat ein Scharia-Gericht in Amman einen Muslim, der zum Christentum übertrat, wegen Apostasie verurteilt, seine Ehe annulliert und den Weg bereitet, das Sorgerecht für seine Kinder jemand anderem zu geben. Der Konvertit und seine Familie erhielten Flüchtlingsstatus und leben heute in den USA. Der Menschenrechtsgruppe Middle East Concern zufolge sind in Jordanien seither mindestens drei weitere Konvertiten zum Christentum der Apostasie angeklagt worden. Von den rund sechs Millionen Einwohnern Jordaniens sind etwa vier Prozent Christen, darunter Orthodoxe, Katholiken und einige Protestanten. Die Zahl der Muslime, die Christen wurden, ist unbekannt. Viele halten ihren christlichen Glauben aus Angst vor Repressalien geheim.

Compass Direct