30.05.2008

Irak: Stimme der Verfolgten - Christen werden ausgegrenzt

Pascale Warda, ehemalige Ministerin der irakischen Übergangsregierung, über Probleme und Hoffnungen ihrer christlichen Landsleute

Irak: Stimme der Verfolgten - Christen werden ausgegrenzt

Pascale Warda, ehemalige Ministerin der irakischen Übergangsregierung, über Probleme und Hoffnungen ihrer christlichen Landsleute

CSI/ms. Die Irakerin Pascale Warda engagiert sich seit 20 Jahren für die Christen ihres Heimatlandes. Am 30. Mai 2008 besuchte sie CSI in Binz und sprach mit Max-Peter Stüssi .

Christen werden ausgegrenzt

Die irakischen Christen, so Warda, sehen sich als festen Bestandteil ihres Landes. Fast seit Beginn des christlichen Zeitalters und somit bereits einige Jahrhunderte vor der islamischen Eroberung im 7. Jh. sind sie in vielen Regionen des damaligen Mesopotamien - dem heutigen Irak - einheimisch geworden. Durch eine zunehmende Islamisierung sehen sich Iraks Christen im eigenen Land immer mehr diskriminiert. Der Ausgrenzungsprozess hat jedoch keineswegs erst nach dem Sturz von Saddam Hussein im Jahr 2003 eingesetzt. Der Diktator hat sich im Laufe seiner 30-jährigen Herrschaft immer stärker dem radikalen Islam zugewandt. Er hoffte nach dem Sturz des Schahs im Iran 1979, seine eigene Herrschaft auf die Renaissance des Islam abzustützen und zu stabilisieren. Christen sind schon in den 1980er Jahren etwa bei der Wahl einer Arbeitsstelle oder der Aussicht auf höhere Schulbildung benachteiligt worden.

Wegen Angst ausgewandertHeute, fünf Jahre nach Saddam Husseins Sturz, sind 40 Prozent aller Flüchtlinge aus dem Irak Christen. Die christliche Bevölkerungszahl hat sich in den letzten fünf Jahren halbiert. Sie sind die am stärksten verfolgte Minderheit. 100'000 Christen leben heute allein in der Türkei. Die von der amerikanischen Besatzungsmacht angeordnete Auflösung der irakischen Armee und der bereits vor Saddams Sturz bestehende Mangel an Zukunftsperspektiven haben sich verhängnisvoll auf das Schicksal des Landes ausgewirkt. Der Sturz des Diktators führte zu vielen Einzelströmungen, einschließlich radikaler islamischer Gruppen, die Terror und Angst verbreiten.  
  

Islam oder Tod

Islamisten stellen die noch im Land verbleibenden Christen vor die Wahl, entweder Muslime zu werden, als nichtislamische Minderheit im Land die sogenannte Schutzsteuer (Dschizya) zu bezahlen, auszuwandern oder umgebracht zu werden. Viele von ihnen wagen aus Angst vor islamistischen Anschlägen kaum noch, ihre Häuser zu verlassen. Weiter wird die Landesentwicklung durch verfallende Fabrikanlagen, schrottreife Maschinenparks und eine veraltete industrielle Infrastruktur erschwert. Die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit hat zusätzlich zum Aderlass von Christen beigetragen.

Hoffnung auf Verbesserung

 

In den letzten 18 Monaten hat die Gewalt im Land etwas abgenommen, sagt Pascale Warda. Dies lasse Hoffnung auf eine allmähliche Verbesserung der Lage zu. In dieser extrem schweren Zeit hofft Pascale Warda, der verbliebenen christlichen Minderheit im Land eine Stimme geben zu können.

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