22.01.2009
Vietnam: Drei Jahre Gefängnis für Pastorin
Haftstrafe hat antireligiöse Gründe – Mennoniten weiter unter Druck
Vietnam: Drei Jahre Gefängnis für Pastorin
Haftstrafe hat antireligiöse Gründe – Mennoniten weiter unter Druck
IGFM, Ho Chi Minh Stadt – Frankfurt (22. Januar 2009) – Unter Ausschluss der Öffentlichkeit verurteilte das Volksgericht der Ho Chi Minh Stadt am 15. Januar 2009 die mennonitische Pastorin Nguyen Thi Hong zu drei Jahren Haft. Sie habe sich der Strafverfolgung durch „Untertauchen“ entzogen, hieß es letztendlich in der Urteilsbegründung, nachdem der ursprüngliche Vorwurf wegen „Vertrauensmissbrauchs zwecks Entwendung privaten und sozialistischen Eigentums“ in der Verhandlung keinen Bestand fand, berichtete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Mit diesem Schritt wolle Vietnam die unabhängige Mennoniten-Kirche weiter einschüchtern. Die IGFM fordert Vietnam auf, die bereits seit 14 Monaten in der Haft befindliche mennonitische Pastorin unverzüglich freizulassen.
Pastorin Nguyen Thi Hong wurde in November 2007 aufgrund eines Haftbefehls von 1999 verhaftet. Man warf ihr vor, Schulden nicht bezahlt zu haben. 1996 hatte die damalige Bauunternehmerin im Zuge der Finanzkrise in Asien und wegen Liquiditätsproblemen Konkurs angemeldet. Fraglich ist, warum sie erst elf Jahre später verhaftet wurde. Die engagierte Mennonitin lebte bis zu ihrer Verhaftung nach wie vor im selben Distrikt und war keineswegs „untergetaucht“. Im Gegenteil: durch ihre regelmäßige Teilnahme an dem offiziell als „unerlaubt“ erklärten Gemeindeleben der mennonitischen Hauskirche war sie vor den Augen der Staatssicherheit stets präsent. Als Vorstandmitglied der Mennonitischen Kirche Vietnams und Leiterin der Pfadfindergruppe hat Pastorin Hong stets die Missionsarbeit und viele Hilfs- und Protestaktionen geleitet.
Vorwurf der Anklage: Religiöse Fortbildungen besucht
Die IGFM vermutet, dass der Verhaftung die religiöse Tätigkeit der Pastorin zugrunde liegt. Dafür spricht, dass sie vor der Festnahme häufig drangsaliert und mit der Eröffnung eines Strafverfahrens bedroht wurde, sollte sie ihre Aktivitäten für die verbotene Mennonitische Kirche Vietnam nicht einstellen. Sogar während der Verhandlung am 15. Januar 2009 wurde ihr vorgeworfen, an vier Fortbildungsseminaren ihrer Kirche im kambodschanischen Nachbarland teilgenommen zu haben, obwohl dies mit dem eigentlichen Tatverdacht nichts zu tun hatte.
Schikaniert und diskriminiert
Die Mennonitische Kirche Vietnams unter Leitung des Pastors Nguyen Hong Quang wird derzeit aufgrund massiver Kritik des Auslands an Vietnams Religionspolitik zwar geduldet, allerdings weiterhin Schikanen ausgesetzt. 2003 wurden Pastor Quang und fünf Leiter dieser Kirche verhaftet, gefoltert und wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ jeweils bis zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Mitglied der Mennonitischen Kirche wies man in eine psychiatrische Anstalt ein. 2008 wurde vom Staat eine regierungstreue Kirche unter dem gleichen Namen offiziell zugelassen, so dass die mennonitische Kirche von Pastor Quang kaum Chancen auf Zulassung (Registrierung) hat.
Ein Bild von Pastorin Nguyen Thi Hong und weitere Informationen unter www.igfm.de